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Friedrichsruh, Anfangs Juni 1890.
Unterredung mit dem Pastor Hermann Dalton,
betreffend Bismarcks Rüstigkeit.“
Als Bismarck von seiner Wanderung im Walde in das
Gesellschaftszimmer trat, konnte Hermann Dalton seine Ver-
wunderung nicht unterdrücken, ihn so elastischen Schrittes und
frischen, frohen Sinnes zu sehen. „Wie kann es anders sein:
bin ich doch nun endlich in meinen alten Tagen geworden,
was Sie seit zwei Jahren sind, ein Freiherr, und Ihnen
sieht man doch auch genügend an, daß ein freier Herr zu
sein, gut bekommt.“
Friedrichsruh, 13. Juni 1890.
Unterredung mit dem Geschichtsschreiber Heinrich
Fredjung über die Vorgeschichte des Krieges von
1866.
offener kleiner Kalesche spazieren fahren wollte. Er ließ den
Wagen halten und verabschiedete sich dann noch einmal nach
einem kurzen Gespräch, nicht ohne auf den gewitterschweren Himmel
zu deuten, der nichts Gutes für fie zu bringen scheine. („Hann.
Courier“.)
Gelegentlich eines Besuches in Hamburg am 3. Juni 1890
bei Gelegenheit der Besichtigung der Hamburger Freihafen-Anlage
erregte es Bismarcks Aufmerksamkeit, daß nur ein hamburgischer
Ewerführer ihm, die Mütze auf dem Kopf, jede Begrüßung ver-
weigerte. Als er zu demselben in hamburgischem Platt bemerkte:
„„Se heb'n nich deent!“, richtete sich der Ewerführer auf, so
daß er den Fürsten, den Helm einberechnet, überragte und ant-
wortete: „Ick bin Sozialdemokrat!“ Ohne ein Wort zu er-
widern, ging Bismarck weiter, zu dem ihn begleitenden Bürger-
meister Mönckeberg bemerkend: „Er war hübsch, der junge, freche
Bursche, und dazu war er größer als ich .. “ („Hamburger
Fremdenblatt“ Nr. 107 vom 7. Mai 1908.)
*) Biemarck-Erinnerungen von Hermann Dalton. („Da-
heim“, 1899, S. 422; „St. Petersburger Zeitung“ Nr. 116
vom 8. Mai 1899.
*.)) Aus dem im Cotta'schen Verlag erscheinenden zweiten
Bande des Werkes „Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutsch-
land 1859—1866“ von Heinrich Friedjung.