Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 87 — 
Fredjung: „Wäre Oesterreich 1864 etwa geneigt gewesen, 
Schleswig-Holstein an Preußen gegen die Garantie seines 
italienischen Besitzstandes abzutreten?“ 
Bismarck: „Ich erinnere mich nicht an ein solches An- 
gebot Oesterreichs; und ich glaube, soviel ich mich auf mein 
Gedächtnis verlassen kann, daß es nicht gemacht wurde. Aber 
nach meiner damaligen und späteren Intention hätten wir 
sehr gut darauf eingehen können; denn ein festes Bündnis 
mit Oesterreich war stets mein Ziel und auch mein König- 
licher Herr hätte, um mit Oesterreich Freundschaft und Frieden 
zu erhalten, um den Preis Schleswig-Holsteins gerne eine 
solche Bürgschaft geleistet. Wir saßen damals à quatre in 
einem Gemache des Schönbrunner Schlosses: des österreichischen 
Kaisers Majestät, mein Königlicher Herr, Graf Rechberg und 
ich. Es galt das Schicksal Schleswig-Holsteins zu entscheiden, 
und da erklärte Graf Rechberg, das Land könne nur dann 
Preußen überlassen werden, wenn Oesterreich zur Herstellung 
des Gleichgewichtes in Deutschland eine Entschädigung erhalte. 
Er wies auf die Grasschaft Glatz als solche hin. Davon 
aber konnte bei der Gesinnung des Königs keine Rede sein. 
Oesterreich konnte nicht einmal darauf hinweisen, daß die Be- 
wohner jenes Landes mit dem Tausche der Herrschaft ein- 
verstanden wären. Das war nicht der Fall, vielmehr warer 
Petitionen und Adressen an den König eingelaufen, in denen 
er gebeten wurde, sie nicht von Preußen zu trennen. Ich 
setzte damals dem Kaiser von Oesterreich auseinander, daß 
ees dem Gedanken unseres Bündnisses entspräche, wenn die 
Herzogtümer ohne solches Opfer Preußen zufielen. Unser 
Bund, so sagte ich, sei keine Erwerbsgenossenschaft, welche 
den Ertrag nach Prozenten verteilte, er gleiche vielmehr einer 
Jagdgesellschaft, bei welcher jeder Teil seine Beute nach Hause 
trage. Wenn wir etwa im Fortgange des Bundes gemein- 
samen Krieg gegen Frankreich und Italien führen sollten 
und Mailand fiele dabei mit preußischer Hilfe wieder in 
Oesterreichs Hände, so würde Preußen doch nicht etwa Land-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.