Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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nach Berlin gesandt haben, geht hervor, daß Sie schon 
damals den Krieg als das notwendige Mittel zur Lösung der 
deutschen Frage im Auge gehabt haben.“ 
Bismarck: „Im allgemeinen gewiß, aber nicht hie und 
da, nicht in den einzelnen Wendungen unserer Politik. Es 
hieße das Wesen unserer Politik verkennen, wollte man 
annehmen, ein Staatsmann könne einen weit aussehenden 
Plan entwerfen, und sich als Gesetz vorschreiben, was er 
in einem, zwei oder drei Jahren durchführen wolle. Es 
ist richtig, daß der Gewinn Schleswig-Holsteins einen Krieg 
wert war; in der Politik kann man nicht einen Plan für 
lange Zeit festlegen und blind in seinem Sinne vorgehen. 
Man kann sich nur im Großen die zu verfolgende Richtung 
vorzeichnen; diese freilich muß man unverrückt im Auge be- 
halten, aber man kennt die Straßen nicht genau, auf denen 
man zu seinem Ziele gelangt. Der Staatsmann gleicht einem 
Wanderer im Walde, der die Richtung seines Marsches kennt, 
aber nicht den Punkt, an dem er aus dem Forste heraus- 
treten wird. Ebenso wie er, muß der Staatsmann die gang- 
baren Wege einschlagen, wenn er sich nicht verirren soll. Wohl 
war der Krieg mit Oesterreich schwer zu vermeiden:; aber wer 
das Gefühl der Verantwortlichkeit für Millionen auch nur 
in geringem Maße besitzt, wird sich scheuen, einen Krieg zu 
beginnen, bevor nicht alle anderen Mittel versucht sind. Es 
war stets ein Fehler der Deutschen, alles erreichen zu wollen 
oder nichts und sich eigensinnig auf eine bestimmte Methode 
zu steifen. Ich war dagegen stets erfreut, wenn ich der Ein- 
heit Deutschlands, auf welchem Wege immer, auch nur 
auf drei Schritte näher kam. Ich hätte jede Lösung mit 
Freuden ergriffen, welche uns ohne Krieg der Vergrößerung 
Preußens und der Einheit Deutschlands zuführte. Viele Wege 
führten zu meinem Ziele, ich mußte der Reihe nach einen nach 
dem anderen einschlagen, den gefährlichsten zuletzt. Einförmig- 
keit im Handeln war nicht meine Sache. 
Das war auch der Gedanke unserer Sendung des Herrn 
v. Gablenz, des Bruders des Generals, nach Wien, welche noch
	        
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