hart vor dem Kriege, im Mai 1866, die Herbeiführung eines
Ausgleichs mit Oesterreich bezweckte. Man hat später auf
beiden Seiten diesen Zwischenfall als ein Pudendum betrachtet
und von ihm nichts in die Oeffentlichkeit dringen lassen.
Gablenz überbrachte dem Kaiser von Oesterreich den Vorschlag,
Preußen und Oesterreich sollten sich in die Herrschaft
über Deutschland teilen. Wir sollten den militärischen Ober-
befehl über Norddeutschland übernehmen, Oesterreich über
den Süden. Niemand hätte uns damals bei der Teilung
Deutschlands widerstehen können. Die beiden deutschen Mächte
standen in gewaltiger Rüstung da, und konnten dem auf diese
Wendung nicht vorbereiteten Europa das Gesetz vorschreiben.
Der König von Bayern hätte allerdings mit den übrigen
Fürsten Süddeutschlands ein Stück seiner Souveränität dem
Kaiser von Oesterreich abtreten müssen, aber die Einschrännkung
wäre nicht so groß gewesen wie jene, zu der er sich 1871 frei-
willig verstand. Dieser Umstand ist es, der, wie ich früher
bemerkte, bewirkte, daß man diese Unterhandlungen als ein
Pudendum behandelte. Weder wir noch Oesterreich, das einen
Monat darauf Bayern zum Alliierten im Kriege gewann, moch-
ten davon Erwähnung tun, daß wir im Mai über die Teilung
Deutschlands unterhandelt hatten. Ich weiß nicht, ob diese
Ordnung eine endgültige gewesen wäre, und ob nicht doch
später ein Waffengang zwischen Oesterreich und Preußen not-
wendig war, um die dauernde Gestaltung Deutschlands herbei-
zuführen. Jedenfalls aber wäre Oesterreich 1866 der Krieg
und die Niederlage erspart worden. Außerdem aber schlug
ich Oesterreich vor, daß wir, schlagkräftig, wie wir waren, uns
gemeinsam gegen Frankreich wenden sollten, um die Heraus-
gabe des Elsaß zu erzwingen; Oesterreich konnte dann Straß-
burg nehmen, Preußen Mainz behalten.“
Frediung: „Gablenz überbrachte also den Vorschlag eines
gemeinsamen Krieges gegen Frankreich?“
Bismarck: „So wie ich eben erzählte. Napoleon hatte
damals nur eine schwache, durch die merikanische Expedition