Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

hart vor dem Kriege, im Mai 1866, die Herbeiführung eines 
Ausgleichs mit Oesterreich bezweckte. Man hat später auf 
beiden Seiten diesen Zwischenfall als ein Pudendum betrachtet 
und von ihm nichts in die Oeffentlichkeit dringen lassen. 
Gablenz überbrachte dem Kaiser von Oesterreich den Vorschlag, 
Preußen und Oesterreich sollten sich in die Herrschaft 
über Deutschland teilen. Wir sollten den militärischen Ober- 
befehl über Norddeutschland übernehmen, Oesterreich über 
den Süden. Niemand hätte uns damals bei der Teilung 
Deutschlands widerstehen können. Die beiden deutschen Mächte 
standen in gewaltiger Rüstung da, und konnten dem auf diese 
Wendung nicht vorbereiteten Europa das Gesetz vorschreiben. 
Der König von Bayern hätte allerdings mit den übrigen 
Fürsten Süddeutschlands ein Stück seiner Souveränität dem 
Kaiser von Oesterreich abtreten müssen, aber die Einschrännkung 
wäre nicht so groß gewesen wie jene, zu der er sich 1871 frei- 
willig verstand. Dieser Umstand ist es, der, wie ich früher 
bemerkte, bewirkte, daß man diese Unterhandlungen als ein 
Pudendum behandelte. Weder wir noch Oesterreich, das einen 
Monat darauf Bayern zum Alliierten im Kriege gewann, moch- 
ten davon Erwähnung tun, daß wir im Mai über die Teilung 
Deutschlands unterhandelt hatten. Ich weiß nicht, ob diese 
Ordnung eine endgültige gewesen wäre, und ob nicht doch 
später ein Waffengang zwischen Oesterreich und Preußen not- 
wendig war, um die dauernde Gestaltung Deutschlands herbei- 
zuführen. Jedenfalls aber wäre Oesterreich 1866 der Krieg 
und die Niederlage erspart worden. Außerdem aber schlug 
ich Oesterreich vor, daß wir, schlagkräftig, wie wir waren, uns 
gemeinsam gegen Frankreich wenden sollten, um die Heraus- 
gabe des Elsaß zu erzwingen; Oesterreich konnte dann Straß- 
burg nehmen, Preußen Mainz behalten.“ 
Frediung: „Gablenz überbrachte also den Vorschlag eines 
gemeinsamen Krieges gegen Frankreich?“ 
Bismarck: „So wie ich eben erzählte. Napoleon hatte 
damals nur eine schwache, durch die merikanische Expedition
	        
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