Friedrichsruh, 1890.
Unterredung mit dem Abgeordneten Dr. Otto Arndt
über seinen Rücktritt und das Wahlrecht.“)
Friedrichsruh, Juni () 1890.
Unterredung mit zwei Damen.““
Auf dem Spaziergange begegnete Bismarck zwei Damen,
einer älteren, schwarz gekleideten und einer schlanken jüngeren,
die ihn ehrfurchtsvoll begrüßten. Bismarck: „Ich muß Ihnen
danken, daß Sie selbst dies ungünstige Wetter nicht scheuten.
Mir ist immer als wäre ich selbst hier so halb und halb dafür
verantwortlich.“ Als Bismarck die Damen auf ihrem Spa-
ziergang im Walde einholte, redete er sie nochmals an, und
schritt neben ihnen her, sie aufmerksam machend auf die
besseren Stellen des Pfades und sie ihnen, trotz ihres Wider-
spruchs, einräumend. Und als die alte Dame nach wenigen
Schritten bescheiden zurückbleiben und auf einem anderen Wege
nach dem Bahnhofe gehen wollte, versicherte er, sie störe ihn
keineswegs und, wie viele Wege nach Rom führten, so gebe
es deren in Friedrichsruh auch viele zum Bahnhofe. — Dem-
nächst zeigte er ihnen an geeigneter Stelle sein in einiger
Entfernung liegendes „Haus“ — Schloß wollte er es nicht
genannt wissen — und erzählte, wie er dasselbe gekauft, aus-
gebaut und für sich eingerichtet habe, sprach von der guten
Luft und seinem schönen Walde.
*.) Nach dem Artikel Arendts im „Tag“ vom 7. November
1906 war Arendt bald nach dem Rücktritt Bismarcks in Friedrichs-
ruh und hatte lange und eingehende Unterhaltungen mit Bismarck.
Bismarck tadelte einzig und allein das geheime Wahlrecht, das
gegen seinen Wunsch und Willen vom Reichstag in das Wahl-
gesetz hineingebracht worden war.
*½% „Eine Stunde in Friedrichsruh“ von L. Haidheim; „Ham-
burger Nachrichten“ Nr. 180 vom 31. Juli 1890. A. A.