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Ansprache hieß, welche der Amtsvorsteher Cunow an Bismarck
richtete, säumte er nicht, seiner Freude über diese herzlichen
Worte kundzugeben, indem er seine engeren Landsleute, die
Altmärker in längerer Rede daran erinnerte, daß er sich zu allen
Zeiten mit Stolz als Sohn der Altmark gefühlt habe. Bei der
Inaugenscheinnahme seines Besitztums ließ er sich auf der
Dorkstraße „vom Fleck weg“, wie er scherzend sagte, mit seinen
Beamten in einer Gruppe photographieren. Er sprach seine
Freude über den schönen Waldbestand aus, wenn auch die
„Nonne“ einigen Schaden angerichtet habe.
Einige Rathenower Herren hatten sich nach Schönhausen
aufgemacht, in der Hoffnung, dort ihren Ehrenbürger Bis-
marck zu sehen. Das Elück war ihnen günstig; sie kamen
gerade an, als Bismarck mit seinem Sohne Herbert eine
Ausfahrt machen wollte, und begrüßten die beiden Herren
bei der Vorbeifahrt mit Hurrahgeschrei. Biomarck ließ sofort
halten, zog seinen Filzhut und fragte: „Wo kommen die
Herren her und zu welchem Zweck?“ Die Antwort lautete:
„Von Rathenow und um Eure Durchlaucht wieder einmal zu
sehen.“
Bismarck: „So, so, von Rathenow, ach ja, da ist ja jetzt
Eisenbahn; früher mußte ich hier meilenweit durch den Sand
fahren, als ich mit dem Herrn von Stechow dorthin reiste.“
Ein älterer Herr: „Durchlaucht gedenken dabei wohl an
die Zeit der Wahlen zum ersten Landtage im Jahre 18487“
Bismarck (welcher damals den Wahlkreis Westhavelland
vertrat): „Jawohl, ich wurde damals in Rathenow aber
wenig freundlich empfangen. Es war eine wilde Erregung,
und man warf mich sogar mit einem Steine; ich meine die
Schmerzen noch jetzt öfter hier (auf den linken Oberarm
zeigend) am Knochen zu spüren. Ich begrüßte trotzdem den
Herrn, welcher geworfen hatte, recht höflich, und warf darauf
den Stein zurück.“
Der ältere Herr: „Ja, Durchlaucht, es war eine be-
wegte Zeit und besonders ihre Folgen.“
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