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Bismarck: „Ja, ja, ich weiß, sogar die Besatzung mußte
damals aus Rathenow ausrücken!“
Ein jüngerer Mann : „Durchlaucht, unsre Husaren würden
in ähnlicher Lage wohl nicht ausrücken!“
Bismarck: „Nein, jetzt wird überhaupt nicht mehr aus-
gerückt.“
Auch am 3. August, wo Bismarck dem Bürgermeister
Lange von Rathenow mit einer Deputation empfing, tauschte
er mit den Herren Erinnerungen aus dem Jahre 1848/49 aus.
Währenddessen brachte ihm die Kapelle der Zieten-Husaren
ein Ständchen, das ihm so gut gefiel, daß Bismarck dem
Stabstrompeter Kostmann die Erlaubnis erteilte, am nächsten
Sonntag im Schloßgarten zu Schönhausen ein öffentliches
Konzert zu veranstalten.
Bei der am 4. August erfolgten Abreise nach Kissingen
begrüßte Bismarck auf dem Bahnhofe die Ortsbehörden mit
den Worten: „Da sind ja die Präsidenten unseres Dorfes
alle wieder beisammen!“ Dann reichte er selbst sowohl als
auch Graf Herbert jedem einzelnen die Hand. Er stellte sein
Wiederkommen für den Herbst in sichere Aussicht; er wollte
dann den Grafen Herbert besuchen, der von dieser Zeit ab in
Schönhausen Wohnung zu nehmen gedachte.
Kissingen, 16. August 1890.
Unterredung mit dem Redakteur der Neuen
Bayerischen Landeszeitung Memminger, betreffend
Bismarcks Entlassung, von Bleichröder, die Juden-
frage, Geheimrat Kayser, die Geschichte von
Tyras II., Sansibar, Helgoland, die Handels-
verträge, Memmingers Zitierung vor das Land-
gericht Berlin, Bayerns versäumte Gelegen-
heiten.“
*) Die obenstehenden Referate ergänzen das, was über
den Empfang Memmingers bei Bismarck bereits in meinen „Neuen