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Zuletzt yprach Bismarck auch darüber, daß Memminger
und der Freiherr Karl v. Thüngen wegen ihrer Angriffe
auf Caprivi wegen Beleidigung desselben ror das Land-
gericht in Berlin zitiert worden waren: „Die bayerische Re-
gierung und Ihr Landtag hätten durch ihre Proteste bewirken
müssen, daß Caprivi seine Klage in Berlin zurückzog und sie
bei einem bayerischen Gerichte gegen die bayerischen Staats-
bürger anhängig machte. Es trifft auf Ihre Regierung
nicht bloß auf die jetzige"') sondern auch auf die früheren
Regierungen seit 100 Jahren das Wort zu, daß sie immer
das Lied pfeife des Postillons von den versäumten Ge-
legenheiten.“ «
des Volkes in fremde Länder getragen würde und zwar zwecklos.“
— Die „Hamburger Nachrichten“ schrieben hierzu in der Nr. 122
vom 17. Februar 1906: Das, was der Abgeordnete Mem-
minger über Gespräche berichtet, die er mit dem Fürsten Bismarck
privatim gehabt hat, können wir nicht kontrollieren, glauben aber
mach unserer Kenntnis des Fürsten Bismarck, seiner Ansichten
und Gewohnheiten, daß der Abg. Memminger den Fürsten nicht
in allen Punkten richtig verstanden und seine Aeußerungen nicht
überall korrekt wiedergegeben hat. Die berichtete Aeußerung über
Kiautschou hat der Fürst zuerst dem Vertreter unseres Blattes
gegenüber getan, als dieser ihm die Karte vorlegte, auf der die neue
deutsche Erwerbung eingetragen war. Was der Fürst nach dem
Abgeordneten Memminger weiter über diese Erwerbung gesagt
haben soll, erscheint aus verschiedenen Gründen kaum glaubhaft;
wahrscheinlich liegt hier ein Irrtum vor; wenigstens hat sich der
Fürst in den zahlreichen Unterredungen, die er mit dem Ver-
treter unseres Blattes über Kiautschou gehabt hat, niemals in
ähnlichem Sinne geäußert. Was die Aufforderung betrifft, die
der Fürst laut Memminger an diesen dahingehend gerichtet haben
soll, Lärm zu schlagen, so glauben wir, daß Herr Memminger
bei Wiedergabe derselben die Farben etwas zu stark aufgetrager
hat. In dieser Weise pflegte sich Bismarck niemals auszudrücken
*) Das Ministerium Crailsheim.