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sollen; doch wie gesagt, sie können nicht über die
dritte Welle, die sich vor ihnen erhebt, hinweg sehen. Dazu
kommt, daß Mancher von ihnen, der Präsident ist, doch gerne
auch einmal Oberpräsident werden möchte — praesen-
tibus praesidentibus exceptis,“ (sich mit einem graziösen
Lächeln zu seinem Sohne, dem Grafen Wilhelm, hinneigend.)“)
Friedrichsruh, Januar 1891.
Kußerung gegenüber einem Gewährsmann der
„Nat. Ztg.“ über den Abg. Eugen Richter.“
Bismarck: „Ich lese die Ausfälle des Abgeordneten
Richter gegen mich mit großem Vergnügen und erblicke darin
einen neuen Beweis dafür, daß ich die richtigen Wege ge-
gangen bin. Ich bin überzeugt, daß diese Angriffe und Ver-
dächtigungen lediglich meinen guten Ruf als Staatsmann
fördern; tatsächlich sind durch sie schon viele meiner früheren
*) Nach dem Aufsatze: „Eine Bismarck-Rede“ von Mar
Bewer, „Berliner Neueste Nachrichten“ vom 10. Oktober 1910
sagte Bismarck zu Bewer, als er ihn fragte, welcher Philosoph
oder welcher Held in der Geschichte auf sein eigenes Seelen= und
Willensleben wohl den größten Einfluß gehabt habe: „Den
tiefsten Eindruck hat auf mich das Christentum gemacht !“ Und
diese beiden Worte: „Das Christentum“ sprach er, auf der Chaise-
longue liegend, mit einem nachsinnenden Blick nach oben, als wollte
er andeuten, daß er im Christentum mit allen Problemen des
Daseins zu einem endgültigen Abschluß gelangt sei.
"*) „Hamburger Nachrichten“ vom 21. Januar 1891, M. A.
Wem gegenüber die Aeußerung fiel, ist nicht bekannt. Penzler,
Bismarck und die „Hamburger Nachrichten“" S. 133. Wie dem
„Lübeck'schen Anzeiger“ (cf. Nr. 90 vom 19. Februar 1891) aus
Hamburg von zuverlässiger Seite berichtet wurde, äußerte Bis-
marck in einem Privatgespräch, er halte alle durch die Zeitungen
kolportierten Meldungen von absprechenden Urteilen des Kaisers
über ihn für böswillige Erfindungen seiner Gegner, die er ver-
achte. Der Kaiser wisse die Motive seiner politischen Mahnungen
zu würdigen und werde nie an seinem Patriotiomus zweifeln.