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Gegner zu meinen Freunden gemacht worden. Es würde
mich tief betrüben und mit ernstlicher Besorgnis erfüllen,
wenn Herr Richter eines Tages seine Angriffe einstellte oder
mir gar Anerkennung bewiese.“
Bezüglich des ersichtlichen Bemühens des Abgeordneten
Richter, sich dem neuen Regiment angenehm zu machen, äußerte
Bismarck: „Ich muß meinem Nachfolger Caprivi das Zeugnis
ausstellen, daß er dieses Wohlwollen des Abgeordneten Richter
nicht verdient hat.“
Friedrichsruh, 18. März 1891.
Unterredung mit dem Abg. F. A. Buhl, betref-
fend Bismarcks Reichstagswahl im Jahre 1891
und die auswärtige Politik.“
Bismarck: „Wenn ich gewählt werde, so nehme ich die
Wahl an; aber in einer weitergehenden Weise als bisher
werde ich nicht kandidieren.“
Buhl legte darauf Bismarck offen und rücksichtslos die
Zweifelhaftigkeit, ja Unwahrscheinlichkeit der Wahl dar, Bis-
marck wollte aber von einem ausdrücklichen Verzicht auf seine
Kandidatur nichts wissen. „Wenn ich in die Stichwahl mit
den Sozialdemokraten komme und vollends in dieser unter-
liege, so ist dies zur Aufklärung der öffentlichen Meinung
nur nützlich. Uebrigens hat der Wahlkreis nur mein erstes
Telegramm, in welchem ich es als zweifelhaft bezeichne, ob
meine Gesundheit die Annahme der Wahl gestattet. Ich
beabsichtige durchaus nicht, regelmäßig im Reichstag zu
erscheinen, sondern will nur die Möglichkeit haben, bei ganz
besonders großen und wichtigen Fragen im Reichstag er-
scheinen zu konnen. Meine Stellung im Herrenhaus genügt
mir nicht, die ist ein totes Geleise.“)
*) Nach einem Briefe Buhls an Bennigsen, datiert Deides-
heim, 24. März 1851, veröffentlicht in der „Deutschen Revue“,
Sommerheft 1909, S. 26ff.
*) Bismarck wurde in den Reichstag gewählt, ist aber niemals
in demselben erschienen.