Object: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. B#uch. Hoologie. 189 
  
Station. Aicht nur dadurch, daß auch sie Gelegenheit zur Beschäftigung mit den gerade 
an den Meerestieren in reicher Fülle sich darbietenden wissenschaftlichen Problemen 
bietet und den im Binnenland lebenden Zoologen Material für derartige Untersuchungen, 
sowie zur Bearbeitung beim zoologischen Unterricht liefert, sondern auch durch die Be- 
schäftigung ihres verdienten Leiters und der übrigen ihr angehörigen Gelehrten mit 
jenen Problemen und ihrer Ausbeutung nach der mehr praktischen (auf Fischzucht und 
Fischfang bezüglichen) Seite, hat sie eine wichtige Bedeutung für die Entwicklung der 
Zoologie in Deutschland erlangt. 
Oiesen beiden marinen Stationen hat sich neuerdings eine dritte biologische Meeres- 
station an die Seite gestellt, die aus bescheidenen Anfängen hervorgegangene, nämlich 
als Fangstation des Berliner Aquariums entstandene Zoologische Station in Rovigno 
(Istrien). Da sie jetzt unter die Obhut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft genommen ist 
und mit deren reichen Mitteln neu ausgestattet wird, haben wir damit schon ein drittes, 
seit der Regierungszeit unseres Kaisers begründetes, besonders wichtiges biologisches 
Institut zu nennen, welchem wie den anderen mittelbar oder unmittelbar die Pflege 
wissenschaftlicher Bestrebungen obliegt und welches sich gewiß als sehr bedeutungs- 
voll für unsere Wissenschaft erweisen wird, soweit dies nicht bereits geschah. 
Während die genannten Meeresstationen in der Hauptsache wissenschaftliche Zwecke 
verfolgen, ist die Aufgabe einer Reihe anderer, ebenfalls im Lauf der letzten 2½ LJahr- 
zehnte gegründeten Stationen an Landseen und im Binnenlande größtenteils praktischen 
Zwecken gewidmet. Diese entweder selbständig bestehenden oder anderen Anstalten ange- 
gliederten Institute wollen die Verbreitung und Lebensweise der Süßwasser- und Land- 
tiere im Hinblick auf ihre praktische Bedeutung für die Volkswirtschaft (Fischerei, Wein- 
und Obstbau, Forst- und Landwirtschaft, Bienenzucht u. a.) studieren. Es handelt sich 
darum, die Lebensbedingungen und die Entwicklung nützlicher und schädlicher Tiere kennen 
zu lernen, um je nachdem ihre Ausbreitung zu befördern oder einzuschränken. Besonders 
weit ist man damit, zumal im Vergleich mit anderen Ländern, besonders den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika, bei uns noch nicht gekommen, aber wir dürfen von diesen 
Bestrebungen in Zukunft gewiß noch viel erwarten, um so mehr, je bessere Unterstützung 
sie von seiten der Regierungen erfahren. Um sie in spstematische Bahnen zu leiten und 
nach Möglichkeit zu fördern, hat sich gerade jetzt eine größere Zahl deutscher Zoologen 
zur Gründung einer Gesellschaft für praktische Entomologie zusammengetan. 
  
« Der Pflege der Zoologie und ihrer einzel- 
Deutsche-Zoologilche Sesellschaf en Zweige gewidmete Gesellschaften 
hat es schon lange gegeben, zumeist handelt es sich bei ihnen um die Beschäftigung mit 
solchen Tiergruppen, die sich wie die BVögel, Insekten und Weichtiere von jeher all- 
gemeiner Beliebtheit erfreuten, also um ornithologische, entomologische und konchpo- 
logische Gesellschaften. Wenn diese Gesellschaften eine weite Verbreitung erlangten 
und eine für die Förderung der Liebe zur Natur recht segensreiche Tätigkeit entfalten, 
aber auch in wissenschaftlicher Hinsicht innerhalb ihres beschränkteren Gebietes tüchtige 
Leistungen aufzuweisen haben, so setzte sich die im Fahr 1890 gegründete Deutsche 
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