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Volksrufe: „Wiederkommen, wiederkommen!“ Bismard
aber machte eine Handbewegung, die soviel sagen mollte wie:
Niemals! Das ist vorbei! — Sehr erfreut war er, daß
man auch seines Sohnes und seiner Schwiegertochter gedachte.
Er dankte eigens dafür.
Dresden, 19. Juni 1892. Bei der Verabschiedung auf der
Bahn äußerte Bismarck, einen solchen überwältigenden Empfang
habe er überhaupt noch nie und nirgends gesehen, und bei
einer andern Gelegenheit sagte er zu einem der Vertreter der
Presse, diese Massenbewegung erinnere ihn mutatis mutandis
an 1848. Aus dem Coupé versicherte er, er würde gern allen
die Hand geben, aber die Hand täte ihm schon weh, er habe
nur eine Hand, aber er danke allen und werde bis an sein Lebens-
ende diesen Empfang in Dresden nicht vergessen.
Aussig, 20. Juni 1892. Auf der Reise Bismarcks nach
Wien wurde er auch hier von der deutschen Bevölkerung der
Stadt herzlich begrüßt: Fabrikant Karl Wolfrum trat an seinen
Waggon heran, und brachte die Grüße des deutschen Elbetales
dar; darauf kredenzte er ein GElas echten Czernoseker Weines
aus dem Jahre 1846; Bismarck trank von diesem köstlichen Reben-
safte, wobei er bemerkte, daß der Arzt ihm eigentlich verboten
habe, Wein zu trinken. In leutseligster Weise sprach er mit“
Wolfrum und anderen nächst dem Waggon stehenden Herren und
drückte ihnen, allen für die Ehrung herzlichst dankend, die Hand.
Wolfrum sprach Bismarck gegenüber den Wunsch aus, daß er
öfter nach Oesterreich kommen möge, worauf dieser erwiderte,
daß er jetzt, wo er eine Oesterreicherin zur Schwiegertochter habe,
diesem Wunsche gerne nachkommen und bei einer solchen Ge-
legenheit längeren Aufenthalt im schönen Elbetale nehmen werde.“)
Wien, 23. Juni 1892.
Gespräche mit dem Bürgermeister Dr. Prir,
bei Besichtigung des Rathauses.
Bismarck: „Wieviel Menschen faßt dieser Festsaal?“
Prix: „Etwa 4000.“
Bismarck: „Das ist viel, und ist kaum zu glauben. Wenn
*) „Bohemia“ Nr. 169 vom 21. Juni 1892.