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Burschenschafter reichte das mit schwarz-rot-goldenen Bändern
versehene Bouquet mit den Worten zum Fenster hinein: „Ge-
statten Eure Durchlaucht, daß wir diesen Blumenstrauß als
letzten Gruß der Liebe und Verehrung der Studentenschaft
vor Ihrem Scheiden überreichen.“
Bismarck: „Ich danke Ihnen, meine Herren, für diesen
Beweis Ihrer wohlwollenden Gesinnung und bitte, mir die-
selbe zu bewahren, bis ich wiederkomme (enthusiastische Hoch-
rufe), was hoffentlich öfter geschehen wird, als in der Ver-
gangenheit, da ich in diesem liebenswürdigen Lande Ver-
wandte gefunden habe. Sie sind Alle Studenten?“ — „Ja-
wohl, Burschenschafter.“ — Bismarck: „Ich bin auch Stu-
dent gewesen, und fühle mich noch immer als Student.“
(Hochrufe.) Nach einer Pause klagte Bismarck über die große
Hitze, worauf ein Student äußerte: „Es ist schade, daß Durch-
laucht uns schon verlassen,“ worauf Bismarck bemerkte: „Es
ist mir auch in Wien warm geworden.“ (Heiterkeit und
Hochrufe.) Demnächst fragte er, in welcher Station er sei,
und bat um Entschuldigung, daß er die Herren warten ließ;
er habe ein wenig geschlafen.
Abgeordneter Bareuther, der in erster Reihe stand, sagte:
„Verzeihen Eure Durchlaucht, daß wir Sie gestört haben.“ —
Bismarck: „Das tut nichts.“
Dr. Bareuther: „Gebe Gott, daß die Kur Ihnen wohl
anschlage.“ Bismarck: „Ich gehe schon zum siebzehntenmale
nach Kissingen und ich hoffe, es wird mir auch diesmal
wohltun.“
Unter den brausenden Rufen der Anwesenden: Hoch und
Heil Bismarck! fuhr sodam der Zug weiter.
Linz, 23. Juni 1892.
Gespräche auf der Durchfahrt im Bahnhof.“
Der Deutsche Klub von Linz überreichte ein Bouquet und
die Gattin des Chefs des Fabriksdirektors Heinrich Frank
*) „Neue Freie Presse“ Nr. 9997 vom 24. Juni 1892.