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und Söhne einen Blumenkorb. Bismarck dankte und ge-
dachte seiner vor dreizehn Jahren erfolgten letzten Durch-
reise durch Linz nach Wien, wobei er ebenfalls freundlichst
begrüßt worden war. Hierauf erschollen die Rufe: „Hoch
der Begründer des deutschen Reiches!“ und „Hoch Fürst Bis-
marck!“ Der Führer der Deutsch-Nationalen von Linz, Dr.
Beurle, brachte ein Hoch auf den Begründer und größten
Mamn des deutschen Reiches aus, worauf Bismarck entgegnete:
„Sagen Sie den Begründer des Bündnisses zwischen Oester-
reich und Deutschland“, worauf Dr. Beurle: „Auch!“ Mäd-
chen drängten sich sodann zum Waggon, um Bismarck die
Hand zu reichen, bis Dr. Schweninger abwehrend winkte.
Der Waggon wurde sodann mit Blumen beworfen, und unter
den Rufen: „Hoch!“ und „Auf Wiedersehen!“ seitens des
Publikums verließ der Zug nach neun Minuten Aufenthalt
die Station.
Wels, 23. Juni 1892. Beim Anhalten des Zuges über-
reichte das Töchterchen des Fabrikanten Haslinger einen Blumen-
strauß. Bismarck dankte herzlich, ließ sich das Kind emporheben
und küßte es. Er sprach sein Bedauern aus, daß er wegen der
Dunkelheit die schöne Gegend nicht mehr sehen könne. Er gab
der Hoffnung Ausdruck, wiederzukommen.“)
München, 24. Juni 1892. Unterredung mit einer De-
putation von Augsburg, welche Bismarck gebeten hatte, auf der
Fahrt nach Kissingen auch Augsburg einen Besuch abzustatten.
Bismarck: „Ich komme gern zu Ihnen. Ihr Oberbürgermeister
ist mir ein alter lieber Freund.“)
*) Der „Danziger Zeitung“ (ef. Nr. 168 vom 7. April
1903) wurde berichtet, es sei nach der Reise Bismarcks nach
Wien in einer süddeutschen Universitätsstadt (München?) be-
schlossen worden, ihm eine Huldigung darzubringen. Eine
Ansprache sollte dabei gehalten werden, und ein bekannter
Künstler (Lenbach?) hatte es übernommen, die Gefühle der
Studentenschaft in angemessene Worte zu kleiden. Die Kund-
gebung sollte am Abend stattfinden; am Vormittag las der
Künstler dem Kanzler das Konzept vor; es endete ungefähr