Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 162 — 
große Nachteil für uns, sondern vor allem auch in der Dauer 
von 12 Jahren. Die Handelsverträge sind meistens von Per- 
sönlichkeiten gemacht worden, die man früher kalt gestellt 
hat, denen man ungefährliche Posten gegeben, die aber jetzt 
in den Vordergrund getreten sind. 
Ein Blick in den „Reichsanzeiger“ von früher und jetzt, 
zeigt, daß eben alles geändert und gewendet worden ist. 
Geheimrat Huber besitzt ja eine große Kenntnis der ein- 
schlägigen Zollfragen, er aber, wie der Generalkonsul Jordan 
in London, sind beide rein doktrinäre Freihändler, die alle 
Konzessionen gemacht haben würden. Herr v. Boetticher mag 
Umfassende Kenntnisse besitzen, er ist aber kein selbständiger 
Charakter. Ich war früher der einzige, der sich ernstlich mit 
handelspolitischen Dingen befaßte. Mein Sohn Herbert hat 
leider nicht das Interesse hiefür gezeigt, wie für die rein 
politischen Dinge. 
Ich habe meinen Standpunkt hinsichtlich der Handelsver- 
träge auch in Wien betont und gesagt, daß man viel zu 
schnell gehandelt habe und daß die Rückwirkung nicht aus- 
bleiben werde. Merkwürdig war die Gefügigkeit des Reichs- 
tages, mit welcher er die Verträge in Bausch und Bogen 
angenommen. Er ist, ich finde keinen anderen passenden Aus- 
druck, durch das „kaudinische Joch“ gegangen. Man hat ihm 
nicht einmal die Zeit gegönnt, sich in den umfangreichen 
Stoff hineinzuarbeiten und die schwerwiegendsten Dinge mit 
einer unglaublichen Raschheit erledigt. Die Erfolge, welche 
die jetzige Regierung im Reichstag errungen, sind der Aus- 
fluß einer allgemeinen Streberei und eines Herandrängens 
nach oben. Es ist ein Servilismus eingerissen, der dem 
Ansehen des Reichstages nur schaden kann. Ich wünsche von 
ganzem Herzen, daß derselbe seinen Einfluß behält und daß 
er in seinen verfassungsmäßigen Rechten, die ja genau prä- 
zisiert sind, gestärkt und befestigt bleibe. Das ist für die 
Weiterentwicklung unseres Staatslebens von der größten Be- 
deutung, es ist das Imponderabile unseres Vaterlandes. Man
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.