Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Jena, 30. Juli 1892. 
Unterredung mit dem 87jährigen Senior der 
Universität Geheimrat Stickel. 
Bismarck: „Wie alt sind Sie?“ 
Stickel: „Ich habe noch Napoleon I. gesehen, Deutschland 
im Zustande tiefster Erniedrigung. Ich habe auch Goethe 
gesehen und damit Deutschland auf der Höhe literarischer 
Entwicklung, und sehe nun in Eurer Durchlaucht den, der 
unser Vaterland auf den Gipfel politischer Entwicklung gehoben 
hat. Nun will ich gerne sterben.“ 
Bismarck: „Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Ge- 
sinnungen, und was das Sterben anlangt, so hoffe ich, daß 
es damit noch eine gute Weile haben wird.“ 
Stendal, 31. Juli 1892. 
Gespräche auf der Durchfahrt nach Schönhausen. 
Nachdem Bismarck die Huldigung der Einwohner Sten- 
dals entgegengenommen hatte, sprach er über Stendal, seine 
Liebe und sein Heimatgefühl für die Stadt; er schilderte seine 
Jugenderinnerungen, die mit Stendal und seiner Umgebung 
eng verknüpft, und ihm unvergeßlich bleiben würden; er lobte 
die Treue und Anhänglichkeit der Stendaler und der Alt- 
märker zu ihm und seinem Hause. Zum Schlusse nahm er 
in schlichten, tief zu Herzen gehenden Worten Abschied; er 
sprach es bestimmt und mit Wehmut aus, daß das wohl 
seine letzte Reise nach Schönhausen und in die alte Hei- 
mat sei. — 
vom Samstag über die Entstehungsgeschichte des vielgenannten 
„Figaro“-Artikels „Alliance ou Flirt“ geht uns die interessante 
Mitteilung zu, daß Bismarck Kissinger Besuchern gegenüber, die 
ihn über diesen Artikel gleich nach dem Bekanntwerden desselben 
befragten, sich ohne weiteres dahin ausgesprochen hatte, es sei 
dies lediglich „Mohrenheim'sche Mache“.
	        
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