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könnte man unter den Menschen die unendlichen Verschie-
denheiten an Tüchtigkeit, Tatkraft, ergo auch Erfolg und
Besitz beseitigen, die doch eine Folge persönlicher Anlagen
sind!“
Varzin, September 1892.
Außerung über „Cave adsum.“
Die Unterhaltung Bismarcks mit einem im September
wiederholt bei ihm verkehrenden Gaste drehte sich um die
auf Veranlassung des Kaisers beschlossene Reorganisation der
Gymnasien, besonders die Vermehrung des Unterrichts in
den realistischen Fächern auf Kosten der alten Sprachen.
Bismarck: „Ich halte das für etwas Vorübergehendes;
der Deutsche läßt sich seinen Idealismus nicht rauben. Uebri-
gens schätzt auch der Kaiser den Wert der alten Sprachen zu
gering, weil er sie zu wenig kennt, und was man nicht kennt,
liebt man nicht. Das kann ich Ihnen beweisen: Prinz
Wilhelm schenkte mir, als ich noch sein volles Vertrauen be-
saß — Sie werden mir zutrauen, daß ich mich darin nicht
täuschte — sein Bild mit der Unterschrift: cave adsum!
Er wollte offenbar sagen: bono sis animo oder noli metuere
oder ähnliches. Sie sehen: Latein kann er nicht.““)
Varzin, Spätherbst 1892.
Unterredung mit dem früheren Gesandten
v. Schlözer und dem Schriftsteller Dr. Panl
*) „Berliner Tageblatt“ Nr. 610 vom 1. Dezember 1906.
“) Daraus geht zweifellos hervor, daß die Mitteilung
Hardens in der „Zukunft“ über die Deutung des cave! durch
den Fürsten im Februar 1893 falsch sein muß, denn es ist nicht
anzunehmen, daß der Fürst vom September 1892 bis Februar
1893 seine Auffassung derart geändert haben sollte und ebenso
falsch ist es, daß der Prinz Wilhelm 1884 und 1887 feindlich
gegen den Fürsten gesinnt gewesen sei und ihm durch das cave
eine Drohung zugerufen habe.