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Bismarcks Fernhaltung von Berlin im
Winter 18389/90.-
„Ich blieb damals in Friedrichsruh, obwohl ich viel
früher nach Berlin zurückwollte. Aber Mazestät ließ mich
wissen, daß er sich freue, wenn ich mich ordentlich erhole für
die bevorstehende Parlamentskampagne und Boetticher schrieb
mir immer, auch zuletzt noch, es gehe alles gut, meine Anwesen-
heit in Berlin sei durchaus überflüssig. Später habe ich ja
gesehen, wie das gemeint war.“
Stellung zur Religion"")
„Ich betrachte denjenigen als einen Dummkopfs, der keinen
Schöpfer anerkennt und Gott die Ehrfurcht versagt, und halte
die Religion für die Menschheit unentbehrlich. Ebensosehr
betrachte ich es aber auch als einen Ausfluß priesterlicher
Anmaßung, bestimmen zu wollen, welche von den vorhan-
denen Konfessionen und Glaubensrichtungen die allein wahre
und seligmachende sei.“
Varzin, 30. Oktober 1892.
Unterredung mit dem Gymnasialdirektor Dr. Otto
Kaemmel, betr. Bismarcks Stellung zur Sozial-
demokratie und zu den Arbeitererlassen, den Bruch
mit Kaiser Wilhelm.““
Prof. Kaemmel: „Mein Freund Hans Grunow hat mir
den Auftrag mitgegeben, Eure Durchlaucht wieder für die
„Grenzboten“ zu interessieren, die solange mit Ihnen in Ver-
bindung gestanden haben. Weil die Zeitschrift eine Zeit lang
*") A. a. O.
*) „Leipziger Neueste Nachrichten" Nr. 411 vom 2. Sep-
tember 1898.
*##) „Grenzboten“ Nr. 3 vom 17. Januar 1907; ef. Penzler
a. a. O., Bd. IV, S. 243 f. Anderweite Referate über diese
Unterredung findet man in meinem Werke „Neue Tischgespräche
des Fürsten Bismarck“, Bd. I, S. 226; Bd. II, S. 201.