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Der Kaiser war eingeschüchtert. Er sagte mir, er wolle
nicht einmal Kartätschenprinz heißen, wie sein Großvater,
und nicht gleich am Anfange seiner Regierung bis an die
Knöchel im Blute waten. Ich sagte ihm damals: Eure
Majestät werden noch viel tiefer hinein müssen, wenn Sie
jetzt zurückweichen. Nun hielt er mich künstlich fern. Darin
bestärkte ihn der Großherzog von Baden, der das jetzt bitter
bereut, und Boetticher, der . zu weiter gar nichts da
war, als dazu, meine Ansicht im Staatsministerium zur Gel-
tung zu bringen. — Wie ich nun wieder nach Berlin kam
(24. Januar 1890), zeigte mir der Kaiser den Entwurf zu
den Arbeitererlassen. Wahrscheinlich hatte ihn Hinzpeter ge-
macht, denn es standen dieselben Dinge drin vom Kartätschen-
prinzen und vom Blutwaten; er war ganz unmöglich. Nun
brachte ich dem Kaiser meine Reinschrift zu den Erlassen.
Ich sagte ihm: Wenn ich Eurer Maojestät raten darf, so
werfen Sie das Papier ins Kaminfeuer. Nein, nein, erwiderte
er, geben Sie nur her und setzte seinen Namen darunter. Ich
legte das Papier in meine Mappe und suchte die Veröffent-
lichung noch hinauszuschieben, aber zehn Tage nachher schickte
er zu mir und ließ fragen, warum sie noch nicht publiziert
seien, es sollte bis zum nächsten Morgen geschehen. (&4. Fe-
bruar 1890). Welche traurigen Folgen das hatte, wissen
Sie.“') Ich glaubte Unterstützung zu finden, indem ich die
Berufung des Staatsrats (zum 14. Februar) und der
internationalen Arbeiterschutzkonferenz veranlaßte. Ich
täuschte mich. Im Staatsrat (26. Februar bis 4. März),
wo auch einige Arbeiter (vier) zugezogen waren, wagten
nur wenige Vertreter der Industrie schwache Einwendun-
gen, darunter der Vertreter von Krupp, ein Sachse,
wie hieß er doch) JZienke.“) Die übrigen ließen
mich im Stich. Unsere Konkurrenten aber, die Franzosen,
*) Anspielung auf die Reichstagswahlen vom 20. Fe-
bruar 1890.
*) Geheimrat Jenke.