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Engländer und Belgier, konnten doch nur wünschen, daß wir
konkurrenzunfähig würden.
Der Kaiser wollte sich überhaupt von mir trennen, wenn
auch nicht so bald. Denn sein Ruhm wurde von meiner
Existenz beschattet. Ich sah das wohl, aber ich hielt es
für feig, davonzulaufen. Seitdem suchte er Händel mit mir.
Er wollte die Kabinettsorder (vom 8. September 1852) über
die Stellung des Ministerpräsidenten zu seinen Kollegen auf-
heben. Das können Eure Majestät tun, sagte ich ihm, nur
gibt es dann keinen Ministerpräsidenten mehr, und ich müßte
zurücktreten. — Sie setzen mich dadurch in eine Zwangslage.
— Durchaus nicht, Majestät können dann ja selbst das Prä-
sidium übernehmen. — Das sollte mir einfallen! Dann
kamen die Verdyschen Pläne für eine Umgestaltung der Armee
dieselben, die heute wieder vorliegen; ich war dagegen.“)
Varzin, 30. Oktober 1892.
Unterredung mit Dr. Hans Blum und dem Amts-
richter Dr. Kind, betreffend die Ergebnislosigkeit
der Brüsseler Verhandlungen über den Frieden
*) „Die deutsche Tageszeitung“ Nr. 30 vom 18. Januar
1907 bemerkte hiezu: „Die nachträgliche Veröffentlichung solcher
(Unterredungen ist immer etwas bedenklich, weil die Möglichkeit
jeder Kontrolle fehlt. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn
Professor Kaemmel nicht ein halbes Menschenalter mit der Ver-
öffentlichung gewartet hätte. Es fällt uns nicht im mindesten
ein, die Glaubwürdigkeit Kaemmels irgendwie anzuzweifeln; er
sagt aber selbst in der Einleitung, daß er natürlich nicht für
jedes einzelne Wort einstehen könne. Bei solchen Gesprächen kommt
es aber nicht nur auf jedes einzelne Wort an, sondern sogar auf
den Ton und das Gesicht. Im übrigen beweist auch diese Unter-
redung, daß der erste Kanzler die sozialdemokratische Gefahr viel
klarer erkannt und richtiger gewertet hat als mancher andere.“
Vergleiche auch die „Hamburger Nachrichten“" Nr. 48 vom
19. Januar 1907 und die Erwiderung von Otto Kaemmel in
dem „Erenzboten“ Nr. 7 vom 14. Februar 1907.
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