Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Damit hatte ich ihn wiedergewonnen. Das preußische 
Portepee hatte gesiegt. — So ernst waren jene Tage, und 
so viel hat mein hoher Herr für die Grundlage der deutschen 
Wehrverfassung gewagt und getan, die jetzt in Frage ge- 
stellt wird. s 
Und wie denkt man sich diese zweijährige Dienstzeit 
Jetzt bilden die Dreijährig-Gedienten unsere Elitetruppe. Diese 
Truppe soll in Zukunft zu einer Art von Strafbayern ge- 
macht werden — der Herr (Roediger) aus Hessen (er war 
eigentlich aus Frankfurt) wird ja von 1850 her den Aus- 
druck in Erinnerung haben und verstehen") — in welchem 
Ansehen werden diese Leute in Zukunft bei den Rekruten 
stehen? Jetzt betrachtet der Rekrut sie mit Achtung, als 
die im Dienst Erfahrensten, welche statt der Unteroffiziere 
die Rekruten militärisch ausbilden. In Zukunft aber sähe 
er in den Leuten, die ihn ausbilden, in den Drejijährigen, 
nur Leute mit einer Notae levis macula, Leute, die offen- 
bar nur wegen ihres schlechten und straffälligen Verhaltens 
länger als zwei Jahre bei der Fahne festgehalten sein können. 
Endlich, wie soll die ungeheure Mehrausgabe von wahr- 
scheinlich 90 Millionen jährlich, welche die Militärvorlage 
erheischen würde, aufgebracht werden? Diese Frage findet 
keine Antwort in dem Entwurfe und dessen Begründung. 
Eines nur ist gewiß: durch Matrikularbeiträge ist das nicht 
zu machen. Die Einzelstaaten sind dazu nicht im stande, und 
der bloße Versuch schon, ihnen eine so große Mehrbelastung 
aufzubürden, würde eine Mißstimmung im ganzen Reiche her- 
vorrufen, die der nationalen Sache äußerst gefährlich wäre. 
Die Mängel unserer jetzigen militärischen Einrichtungen 
erkenne ich vollständig an. Sie bestehen aber nicht in einer 
*) „Strafbayern“ hießen die 1850 in Kurhessen einge- 
rückten bayerischen Truppen, welche die löbliche Bestimmung hatten, 
die verfassungstreuen Kurhessen durch Masseneinquartierung und 
andere Mittel der Ueberzeugung zum „Gehorsam“ gegen ihren 
meineidigen Kurfürsten zu zwingen.
	        
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