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zu kleinen Zahl der Mannschaft, im Vergleich der Zahl der
Mannschaften in Frankreich und Rußland, sondern in einer
zu geringen Zahl von Unteroffizieren, Offizieren und Frie-
denspferden, namentlich bei der Artillerie. Es wäre meines
Erachtens die richtige Lösung der ganzen Frage, die hier
aufgeworfen wird — und zwar aufgeworfen wird mit einer
unglaublichen Kurzsichtigkeit der Männer, die sie vortragen
— daß der Reichstag nicht etwa die Vorlage unbedingt ab-
lehnt, sondern sich bereit erklärt, diesen wirklich vorhandenen
Mängeln unserer Heeresverhältnisse abzuhelfen, sobald man
ihm die richtigen Quellen nachweist, aus welchen die Mehr-
bedürfnisse für diese Verbesserungen entnommen werden können,
ohne die Einzelstaaten oder das Reich unerträglich zu be-
lasten. Diese Notwendigkeit, erst die Quellen für neue
Steuern zur Deckung der Militärlasten nachzuweisen, ehe die
erhöhten Militärbedürfnisse bewilligt werden können, hat
namentlich Miquel genauer erörtert und dargetan.“
Amtsrichter Dr. Kind: „Wollen Eure Durchlaucht nicht,
als Mitglied des Reichstags in diesem Sinne Ihre gewich-
tige Stimme im Reichstage vernehmen lassen und abgeben?
Dort könnten Eure Durchlaucht den Krystallisationspunkt für
die große Mehrheit bilden.“ —
Biemarck: „Nein! da kennen Sie die Mehrheit des
jetzigen Reichstags nicht! Die Mehrheit würde mich meiden
wie einen Pestkranken. Ein hamburger Cholerakranker wäre
im Vergleich zu mir eine begehrte Persönlichkeit! Die aller-
meisten würden die Befürchtung hegen, daß der Umgang mit
mir sie der Einladung zu Hofe beraube, der Beförderung
ihrer Söhne nachteilig sei — und was sich die Leute sonst
einbilden würden. Außerdem würde ich im Reichstag einige
Stunden warten können, bis ich zum Wort käme, und dann
nochmals einige Stunden, ehe ich meinen Gegnern antworten
könnte. —
Der Schmutz, mit dem mich meine Feinde bewerfen würden,
wäre mir zwar ganz gleichgültig. Mein Erscheinen in Berlin