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brächte mir aber die größten Unannehmlichkeiten und Unbe-
quemlichkeiten, z. B. das Leben im Hotel. Auch kann ich
dort ohne Belästigung nicht auf der Straße gehen. Vor
allem aber müßte ich als Offizier, der ich ja doch bin, in
Uniform im Reichstag erscheinen und — voraussichtlich als
der einzige Offizier des Hauses — dem Ministerium Seiner
Majestät Opposition machen. Das möchte ich nicht, ohne
äußerste Not. Wenn die aber vorläge, würde ich im Reichs-
tage erscheinen.“
Infolge mehrerer an Bismarck gestellter Fragen kam
dieser bei einem geschichtlichen Rückblick auch auf die Friedens-
verhandlungen des Jahres 1866 und die Gründung des Nord-
deutschen Bundes zu sprechen. „König Wilhelm war ge-
neigt, ein Stück von Sachsen zu nehmen; aber auch nur ein
Stück von Hannover und Kurhessen. Von Hannover wollte
er nur den südlichen Teil in Preußen einverleiben, insbe-
sondere den für unsere Verbindung mit dem Westen wich-
tigen Kreis Göttingen, den Norden dagegen — Lüneburg
und Calenberg — dem König Georg belassen. Ebenso wollte
er nur die Hälfte von Kurhessen nehmen und den Kurfürsten
als souveränen Herrn — mit der Residenz in Hanau —
fortregieren lassen. Entscheidend für eine andere — die
geschichtlich feststehende Lösung dieser Zweifel war für mich
die Frage nach der Bundestreue der Fürsten, um deren
Land es sich damals handelte. Diese Bundestreue hätten
wir bei den Herren von Hannover und Kurhessen nach 1866
keineswegs mit völliger Sicherheit gefunden. Dagegen war
sie sicher zu erwarten von dem ehrwürdigen, aufrichtigen König
von Sachsen.
Zudem hätte, wenn wir Sachsen genommen hätten —
außer Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt —, von
einem Norddeutschen Bunde eigentlich nicht mehr die Rede
sein können. Denn dann hätte nur ein sehr großes Preußen
einer Anzahl von Kleinstaaten gegenübergestanden. Auch
wäre die französische Kriegoslust ebenso wie die Neigung