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war. Die Urkunden für diesen Verlauf der Sache liegen
— wie gleichfalls schon bemerkt — im Auswärtigen Amt. Es
läßt sich daran gar nicht deuteln und rütteln.
Auch die Sendung des Herrn v. Radowitz nach Peters-
burg hatte einen ganz anderen Zweck, als den, welchen
der kundige Thebaner der „Deutschen Revue“ ermittelt hat.
Diese behauptet, ich hätte Radowitz beauftragt, dem Fürsten
Gortschakow vertraulich zu eröffnen, daß meiner Ansicht nach
Frankreich einen Angriff auf Deutschland plane und letzteres
in die Notwendigkeit sich versetzt sehen könne, demselben
zuvorzukommen; in diesem Falle hoffte ich, daß Rußland
dieselbe wohlwollende Neutralität beobachten werde, wie
1870, zumal es dann in der Lage sein werde, seine großen
Projekte im Orient auszuführen. Es ist schwer zu begreifen,
wie der Kanzler an den Erfolg eines solchen Schrittes glauben
konnte! ruft der Anonymus der „Deutschen Revue“.
Ja, ich würde mich selbst nicht begriffen haben, wenn
ich an den Erfolg eines solchen Schrittes hätte glauben
können. Aber ich habe ihn nicht getan; sondern Radowitz
sollte unsern Vertretern in Petersburg, dem Stellvertreter
des Prinzen Reuß, unseres Botschafters, der beurlaubt war,
und unserem Militärbevollmächtigten, dem General v. Werder,
vorstellen, ich müsse mir entschieden verbitten, daß sie sich
von dem Fürsten Gortschakow so wie bisher mißbrauchen
oder geradezu notzüchtigen ließen: mir alle indiskreten Fragen,
welche der russische Premier an mich zu richten für gut
finde, ihrerseits zu berichten und auf Kosten des preußischen
Staates zu telegraphieren. Fürst Gortschakow hatte nämlich
im russischen Budget ein Pauschauantum zur Deckung seiner
Auslagen für amtliche Depeschen zugewiesen erhalten. Was
er an dieser Pauschsumme sparte, fiel in seine Tasche. Und
nun benutzte er in der unverschränktesten Weise unsere Bot-
schaft und Militärvertretung in Petersburg, um auf preußische
Kosten Telegraphenauslagen zu sparen.