Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Der französische Botschafter in Berlin, von Gontaut-Biron, 
war sehr bereit, mich und Gortschakow die von diesem ge- 
wünschte Rolle spielen zu lassen. Denn Gontaut-Biron hatte 
gute Beziehungen zu den mir wenig geneigten Kreisen der 
Kaiserin Augusta und des Zentrums. Er war außerdem guter 
französischer Legitimist und als solcher hatte er ein lebhaftes 
Interesse, dem legitimen monarchischen Rußland gefällig zu 
sein und bei seinen Landsleuten den Schein zu erwecken, nur 
ein Legitimist habe die bisherige abgeneigte Zurückhaltung 
des Zaren gegen das republikanische Frankreich überwinden 
und Rußland zum Vermittler des von den Franzosen damals 
so hochgeschätzten Friedens machen können. Gontaut-Biron 
reiste also im tunlichsten Inkognito nach Petersburg, um 
Gortschakowm zu einer mise en scène für den Frieden Ge- 
legenheit zu geben, die dann auch recht fadenscheinig aufge- 
führt wurde. 
Ich beschwerte mich bei meiner ersten Zusammenkunft 
mit dem Zaren — die am 10. Mai stattfand — über die 
Unredlichkeit von Gortschakow, der genau wisse, daß ich 
gar nicht an Krieg denke, und sich trotzdem so aufspiele, 
als danke Europa ihm allein die Aufrechterhaltung des 
Friedens. Mais vous savez bien, qu’il est fou de vanité, 
antwortete mir der Zar. 
Nach dieser Unterredung erließ dann Gortschakow ein 
Rundschreiben an sämtliche diplomatische Vertreter Rußlands, 
in dem es hieß: Maintenant la paix est assurée — jetzt ist 
der Friede gesichert — man hat sich von der Notwendigkeit 
seiner Aufrechterhaltung überzeugen lassen — mit dem man 
war natürlich ich gemeint. 
Selbstverständlich wird in der „Deutschen Revue“ auch der 
bekannte Krieg-in-Sicht-Artikel in der „Post“ meiner Anregung 
zugeschrieben und behauptet, dessen mutmaßlicher Verfasser, 
Dr. Konstantin Rößler, sei damals Chef des Preßbureaus 
gewesen, während derselbe damals ganz einfacher Preß-Kon- 
dottiere war, und ich den Artikel sofort entschieden des- 
avouieren ließ.
	        
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