Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Bis zum Berliner Kongresse überwog also des Kaisers 
Alexander Vertrauen und Wohlwollen für mich alle Ab- 
neigung Gortschakows — und zwar auch beim russischen Volke. 
Hauptsächlich von da an stellt sich der Deutschenhaß und die 
Kriegshetzerei in einem Teile der russischen Presse ein. Die 
Feinde des Friedens mit Deutschland sind aber in Rußland 
in Wahrheit nur die Juden und namentlich die Polen. Die 
Polen sind gescheiter, gebildeter und gewandter als die Russen. 
Sie sind auch Meister der Verschwörung und Verstellung. Sie 
verstehen zu schweigen zwanzig Jahre lang, bis sie endlich 
die russische Maske abwerfen und als Polen dastehen. Die 
Russen haben nur Talent für novellistische Leistungen, Ro- 
mane u. dergl., aber nicht für Politik. Sie wissen ganz genau, 
wessen sie sich seitens der Polen zu versehen haben. Aber sie 
hssagen: Nous le voyons bien arriver, mais nous les penderons 
— (wir sehen es wohl kommen, aber wir werden sie hängen). 
Indessen ist noch nicht sicher, wer aufhängt und wer ge- 
hangen wird. " 
Mit unglaublicher Geschicklichkeit haben sich die Polen in 
alle Stellungen des russischen Reiches hineingelegt. Ihre 
alleinige Hoffnung ist der Krieg gegen Deutschland, bei dem 
Rußland den kürzeren zieht und das polnische Reich wieder- 
erstehen soll. Freilich würden wir auch bei einem sehr 
glänzenden Siege dazu am wenigsten die Hand bieten, dieses 
Reich wiederaufzurichten. 
Von den Juden habe ich schon gesprochen. Sie sind 
für den Krieg, weil es ihnen in Rußland schlecht geht, und 
sie hoffen auf Deutschlands Sieg, um ihre Lage zu ver- 
bessern. Beiläufig bemerkt, sollte unser Antisemitismus 
daraus lernen, daß er keineswegs im Besitze des richtigen 
„Wanzenmittels“ ist, wenn er darauf ausgeht, unsere Juden 
so schlecht als möglich vom Staate und der Gesetzgebung 
behandeln zu lassen. 
Dann ist ein weiterer Kriegsfreund in Rußland der Nihi- 
lismus. Er denkt, er könne seine Pläne auf den Trümmern
	        
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