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fend verschiedene lleine Erlebnisse desselben (Anel-
doten).“
Bismarck: „Die Zeitungen behaupten, wenn ich Inkognito
reisen wolle, so würde ich mich Herzog v. Lauenburg nennen.“
Wenige Minuten später erhielt die Fürstin Bismarck eine
Geschäftsanzeige unter der Adresse: An Ihre Durchlaucht die
Frau Herzogin von Lauenburg in Varzin. Sie reichte den
Umschlag ihrem Gatten über den Tisch hinüber und rief
dabei in ihrer köstlichen ungeschminkten Natürlichkeit, die uns
während unseres ganzen Varziner Aufenthaltes entzückt: „Otto,
da lies mal, was der dumme Kerl schreibt!“
Bismarck las, hielt dann die Rechte feierlich militärisch
grüßend an die Stirn und rief der Gemahlin mit Würde
in Berliner Sprechweise zu: „Freut mir, Madame, Sie kennen
zu kernen.“
Aus seinem Leben erzählte er vieles. So unter anderm:
„Als ich noch keine andere Auszeichnung besaß, als die Le-
bensrettungsmedaille, deren Band genau so aussieht, wie der
Adlerorden vierter Klasse, und ich in Berlin rasch in der
Richtung eines Bahnhofes dahinschritt, rief mir ein Junge
zu: Kann ick Ihnen nich eene Droschke besorjen, Herr Bau-
rat? Als ich dann Majorsnang hatte und einmal in
Uniform ausging, hielt mich ein Schutzmann für einen ernst-
haften Major und ersuchte mich, gegen eine Menschenansamm-
lung einzuschreiten, die den Verkehr sperrte und mit der er
allein nicht fertig wurde. Ich tat das bereitwillig, erklärte
ihm dann aber, als er noch andere derartige Wünsche zu
haben schien, doch, daß es mir leid tue, nebenbei noch preußischer
Ministerpräsident zu sein, und als solcher augenblicklich nicht
weiter zur Verfügung des Herrn Schutzmanns stehen zu
können. Später habe ich es dann allerdings auch zum
*) Hans Blum: „Persönliche Erinnerung an den Fürsten
Bismarck“, Bd. IV, S. 244 . Wem gegenüber die Aeußerungen
fielen, und bei welcher Gelegenheit (bei Tisch 2) ist nicht bekannt.