Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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fend verschiedene lleine Erlebnisse desselben (Anel- 
doten).“ 
Bismarck: „Die Zeitungen behaupten, wenn ich Inkognito 
reisen wolle, so würde ich mich Herzog v. Lauenburg nennen.“ 
Wenige Minuten später erhielt die Fürstin Bismarck eine 
Geschäftsanzeige unter der Adresse: An Ihre Durchlaucht die 
Frau Herzogin von Lauenburg in Varzin. Sie reichte den 
Umschlag ihrem Gatten über den Tisch hinüber und rief 
dabei in ihrer köstlichen ungeschminkten Natürlichkeit, die uns 
während unseres ganzen Varziner Aufenthaltes entzückt: „Otto, 
da lies mal, was der dumme Kerl schreibt!“ 
Bismarck las, hielt dann die Rechte feierlich militärisch 
grüßend an die Stirn und rief der Gemahlin mit Würde 
in Berliner Sprechweise zu: „Freut mir, Madame, Sie kennen 
zu kernen.“ 
Aus seinem Leben erzählte er vieles. So unter anderm: 
„Als ich noch keine andere Auszeichnung besaß, als die Le- 
bensrettungsmedaille, deren Band genau so aussieht, wie der 
Adlerorden vierter Klasse, und ich in Berlin rasch in der 
Richtung eines Bahnhofes dahinschritt, rief mir ein Junge 
zu: Kann ick Ihnen nich eene Droschke besorjen, Herr Bau- 
rat? Als ich dann Majorsnang hatte und einmal in 
Uniform ausging, hielt mich ein Schutzmann für einen ernst- 
haften Major und ersuchte mich, gegen eine Menschenansamm- 
lung einzuschreiten, die den Verkehr sperrte und mit der er 
allein nicht fertig wurde. Ich tat das bereitwillig, erklärte 
ihm dann aber, als er noch andere derartige Wünsche zu 
haben schien, doch, daß es mir leid tue, nebenbei noch preußischer 
Ministerpräsident zu sein, und als solcher augenblicklich nicht 
weiter zur Verfügung des Herrn Schutzmanns stehen zu 
können. Später habe ich es dann allerdings auch zum 
  
  
*) Hans Blum: „Persönliche Erinnerung an den Fürsten 
Bismarck“, Bd. IV, S. 244 . Wem gegenüber die Aeußerungen 
fielen, und bei welcher Gelegenheit (bei Tisch 2) ist nicht bekannt.
	        
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