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das Uebel. Ich bedauere die Regierungen, die mit gleichen
Mitteln operieren wollen, weil der Sozialismus in den Unter-
nehmungen gegen die Religion Nahrung findet, und der
Sozialismus für die Staaten eine hundertmal gefährlichere
Plage ist, als die Jesuiten.““)
Berlin, 3. Dezember 1892.
Gespräche auf dem Stettiner Bahnhof bei der
Durchfahrt nach Varzin.
Stimme aus dem Publikum: „Werden Durchlaucht in
den Reichstag kommen?“
Bismarck: „Warten wir es ab, es ist das eigentlich nichts
für einen alten Mann.“ »
Stimme aus dem Publikum: „Durchlaucht sehen aber
prächtig aus.“
Bismarck: „Ja, mir geht es auch ganz gut, aber wenn
man alt wird, wird man steif, körperlich und geistig erst
recht.“
Stimme aus dem Publikum: „Na, na! Man ärgert
sich im Reichstag auch zu sehr.“
Bismarck: „Ach, ärgern tue ich mich nicht.“
Stimmen aus dem Publikum: „Aber wir.“
Bismarck: „Das sollte mir leid tun.“
Demnächst ließ sich Bismarck mit einem ihm bekannten
Herrn in ein längeres Gespräch ein, wandte sich dann zu
dem mit Ueberbringung der Grüße des Landwehrvereines
Vergleiche darüber mein Werk: „Neue Tischgespräche des Fürsten
Bismarck“, Bd. I, S. 276 f. und S. 390 f., Bd. II, S. 340. Das
obige Referat ergänzt die ältere Darstellung.
*) Die deutsche Presse bezweifelte die Bismarck in den
Mund gelegte Aeußerung, daß das Mittel, die Maigesetzgebung
in seiner Gesamtheit schlimmer gewesen sei, als das Uebel, dem
es steuern sollte.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band III. 14