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boten ist vor allem eine erhebliche Verstärkung der Artillerie
weil dieselbe meines Erachtens in einem künftigen Kriege die
Hauptrolle spielen wird. Daß die für die Heeresverstär-
kung erforderlichen Lasten getragen werden müssen und können,
erscheint selbstverständlich.“
Friedrichsruh, 29. April 1893.
Unterredung mit Dr. Hans Blum, betreffend den
Besuch Rottenburgs, Poschingers Publikationen,
die Militärvorlage, Empfehlung größerer Diskre-
tion in Bezug auf lebende deutsche Staatsmänner,
das Zustandekommen des deutsch-österreichischen
Bündnisses, die Regierungszeit Kaiser Friedrichs,
das Battenbergische Heiratsprojekt, die Geschichte
der Entlassung Bismarcks.“
Die Unterredung fand in Bismarcks Arbeitszimmer statt,
gleich nach der Ankunft Blums. „Was trinken Sie um diese
Tageszeit?“
Blum: „Gar nichts.“
Bismarck: „Also Champagner.“
(Nachdem der Diener ihn gebracht und sich wieder ent-
fernt hatte, mit Blum anstoßend): „Auf alte Zeit!“
Blum nickte ernst-wehmütig beim Anstoßen zu und er-
innerte an die Scharen norddeutscher Landsleute, die vor
") Hans Blum: „Persönliche Erinnerung an den Fürsten
Bismarck“, Bd. IV, S. 268—288.
Nachdem Blum in das Zimmer schon eingetreten war, blickte
Bismarck, in der noch geöffneten Türe stehend, unmutig auf den
Vorplatz vor dem Herrenhause hinaus und rief dem Diener zu:
„Lassen Sie doch gleich die Apfelsinenschalen wegschaffen, die
da draußen vor der Türe liegen. Die Hühner sind so dumm
und fressen davon und bekommen nachher den Pips.“ Zu Blum:
„Die Hühner sind nicht mein Eigentum, sondern das des Post-
halters; sie finden sich täglich als Gäste in meinem Hofe ein.“