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diese Vorlage schon längst im Reichstag unter Dach bringen
können, wenn er im November (1892) das Angebot Bennigsens,
der die Stimmen der Nationalliberalen für Bewilligung
aller Forderungen der Vorlage an Mamnschaft und Geld
zur Verfügung gestellt hatte, wenn dagegen die zweijährige
Dienstzeit für die Dauer des Gesetzes von der Re-
gierung zugestanden und festgelegt würde, angenommen
hätte. Ich bin auch heute noch für die dreijährige Dienst-
zeit. Statt mit den Nationalliberalen und Konservativen
will Caprivi die Vorlage offenbar lieber mit dem schwarzen
Kartell des Zentrums zu stande bringen. — Sie wollten
einige Fragen an mich richten. Gestatten Sie mir zuvor,
Ihnen zu beweisen, wie genau ich Ihre Berichte aus Varzin
gelesen habe. Warum lassen Sie mich immer mit einem
Anfluge von Schwermut behaftet sein? Ich ersuche Sie,
alle persönlichen Kritiken über noch lebende deutsche Staats-
männer in Ihrem geschichtlichen Werke wegzulassen, mir die
Druckbogen, welche meine persönlichen Mussprachen gegen Sie
enthalten, vor der Ausgabe des Werkes zur Durchsicht zu
senden und über meine Antworten auf Ihre heutigen Fragen
vorläufig nichts in Zeitungen zu veröffentlichen.“
Blum versprach das.
Bismarck: „Gut, welche Fragen haben Sie jetzt an mich
zu richten?
Blum: „Zunächst möchte ich etwas Näheres hören über
das Zustandekommen des deutsch-österreichischen Bündnisses vom
7. Oktober 1879.“
Bismarck: „Im Jahre 1879 war, gemäß der Abrede
im Berliner Frieden, eine von den Großmächten und be-
war die Antwort, „die Sache ist wirklich nicht so wichtig; eine
Mehrheit für die Militärvorlage ist unter allen Umständen gewiß.“
Die Frau sah erstaunt auf. Was ging sie die Militärvorlage
an? Sie hatte an ihren ältesten Sohn gedacht und an die
Kränkung, die ihm vielleicht eine Niederlage im Wahlkampf be-
reiten würde.