Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 235 — 
Jahren mühsam erworben hatte — in solchem Maße wie 
ich. Es gab auch damals schon auf dem Gebiete der aus- 
wärtigen Politik — sagen wir autokratische Mißgriffe — 
die, namentlich in unserm Verhältnis zu Rußland, geradezu 
alle Erfolge in Frage stellten, die unsere Politik seit Jahr- 
zehnten erlangt hatte.““) Sie können also der Vermutung 
Ausdruck geben, daß mein sogenanntes Entlassungsgesuch im 
Gegenteil eine sehr nachdrückliche Begründung der Notwendig- 
keit meines ferneren Verbleibens im Amte enthalten habe, und 
daß ich — angesichts einer verhängnisvollen Wendung der 
deutschen Geschichte, falls anders entschieden wurde — wohl 
auch mit aller der Kraft an Erfahrung und Beredsamkeit, die 
ich etwa besitze, meine Ueberzeugung begründet haben werde. 
Am 20. März war diese Denkschrift in der Reinschrift 
vollendet. Ich sandte sie an den Kaiser. Er konnte das 
sehr umfangreiche Aktenstück kaum ganz gelesen haben — es 
ist gar nicht seine Art —, als die Chefs des kaiserlichen Zivil- 
und Militärkabinetts, Lucanus und Hahnke, mir bereits meine 
Entlassung brachten, in einem offenbar schon vor Eingang 
meines Entlassungsgesuches — meiner kontradiktorischen Denk- 
schrift — fertig gemachten und bereit gehaltenen kaiserlichen 
Handschreiben, das meine umfängliche Denkschrift gar nicht 
tangierte, da es mir die Entlassung mit Rücksicht auf meine 
Gesundheit erteilte, die ich doch in meiner Denkschrift nur 
in dem Sinne berührt und erwähnt hatte, daß sie mich nicht 
zu meinem Rücktritt nötige!“ 
Friedrichsruh, 1. bis 5. Mai 1893. Zu Besuch Moritz 
Busch.“) 
*) Bismarck gab hierüber Blum unter dem Siegel der Ver- 
schwiegenheit nähere Einzelnheiten. 
"“) Ueber Zwiegespräche, die Bismarck mit Busch führte, 
ist in den Tagebuchblättern derselben Bd. III, S. 332—340 fast 
nichts verzeichnet. (Nur Tischgespräche — darüber an einem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.