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Friedrichsruh, 3. Mai 1893.
Gespräche mit einem Lübecker und einem Bericht-
erstatter der „Neuen Züricher Zeitung“.“
Die Unterredung erfolgte beim Morgenspaziergang Bis-
marcks. Die Tochter eines Lübeckers übergab ihm ein Bouquet,
wobei er sagte: „Soll ich das haben? Ich danke dir mein
Kind. Du hast schöne Augen, mache ihnen später keine
Schande.“ Der Redakteur der „Neuen Züricher Zeitung“
bezeichnete sich als Schweizer, dessen Vater zwar in Süd-
deutschland geboren, aber vor vielen Jahren nach der Schweiz
übergesiedelt sei.
Als die Rede auf die Weltausstellung in Chicago kam')
und Bismarck schließlich meinte, der Besuch derselben sei etwas
für Leute, die nichts mehr zu tun hätten, wie z. B. er selbst
und — zu dem Reporter gewandt — „vermutlich auch Sie“,
beeilte dieser sich zu erwidern, daß er als Reporter der „Neuen
Züricher Zeitung“ hin reise und mit der Berichterstattung wohl
viel zu tun haben werde. Ueber die „Neue Züricher Zei-
anderen Orte). Bismarck sprach mit ihm von seiner Gesundheit,
(von einer Veröffentlichung von drei Poschingerschen Metallo-
graphien in einer Wochenschrift, und von der Mission L. Buchers
nach Madrid in Sachen der Hohenzollern'schen Thronkandidatur:
„Wir reden darüber noch einmal“.
*) Nach der Erzählung des Lübecker Herrn („Hamburger
Nachrichten“ Nr. 120 vom 23. Mai 1893 und der „Lübecker
Eisenbahn-Zeitung“) bemerkte Bismarck, als er hörte, daß der
Redakteur Weltausstellungsfahrer sei: „Diese Weltausstellung in
Chicago wird wohl nur ein großes Gasthofgeschäft werden. Mein
Freund, der amerikanische Gesandte, sagte, als ich ihn nach dem
Zwecke dieser Veranstaltung fragte: Das macht den Amerikanern
Spaß. Nun ja, es wird ihnen Spaß machen, die Europäer
ordentlich zu rupfen. Ein großartiges Geschäft für die Gastwirte,