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Friedrichsruh, 25. Mai 1893.
Unterredung mit dem Redakteur der „Weser-
Zeitung“ Georg Kunoth, betreffend das Geschäft
der Journalisten.“
Bismarck (bei Verabschiedung Kunoths, der sich unter die
Komiteemitglieder der Huldigungsfahrt der Oldenburger in
den Speisesaal des Schlosses eingeschmuggelt hatte): „Kehren
Sie glücklich nach Oldenburg zurück.“
Kunoth: „Durchlaucht verzeihen, ich bin als Journalist
aus Bremen mitgekommen.“
Bismarck (den ertappten Gast verschmitzt anblickend, und
sich wohl seines häufigen Aergers über die Presse erinnernd):
„Journalist? Ein aufregendes Geschäft. Nichts für ungut,
aber konnten Sie sich keinen besseren Beruf aussuchen?“
Kunoth (auf den Scherz eingehend): „Mir gefällt der
Beruf ausgezeichnet, und ohne ihn — hätte ich den heutigen
schönen Tag wohl nicht erlebt.“
Bismarck auf den Balkon tretend, an den Zeitungsbericht
denkend: „Machen Sie es gnädig. Elückliche Fahrt.“
Friedrichsruh, Sommer 1893.
Unterredung mit einem Frankfurter über das
Wetter.“
Bismarck (zu einer Anzahl von Personen, die ihm beim
Spaziergang aufgelauert hatten, auf den aufgespannten Regen-
*) Nach einer Erzählung Kunoths im „Fränkischen Kurier“
Nr. 358 vom 16. Juli 1910 „Ein Besuch bei Bismarck vor
17 Jahren“.
*) „Pforzheimer Anzeiger“ Nr. 67 vom 20. März 1903.
Der Einsender schreibt: Gewöhnlich beginnt ein gebildeter Mann
ein Gespräch nicht damit, daß er vom Wetter redet. Allein
keine Regel ohne Ausnahme. Selbst Bismarck sprach einmal
A seinen Besuchern vom Wetter. (Folgt die Darstellung des