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staatsmännische Tat in Bismarcks und König Wilhelms
Leben zu sehen; leider werde diese große Handlung noch
keineswegs nach ihrer vollen Bedeutung gewürdigt. Männer
der entgegengesetzten Parteien, vor einiger Zeit Virchow
und noch jüngst Stöcker hätten sich darüber in einer Weise
geäußert, die zeige, daß sie von der Bedeutung jenes Schritts
keine Ahnung hatten.
Dies gab Bismarck zunächst Anlaß, über Virchow, die
Bemerkung zu machen: „Das sind Leute, die niemals Un-
recht gehabt haben wollen“, und über Stöcker, das kräftige
Wörtlein hinzuwerfen: „er paukt gut, ich habe mich, solang
es ging, gut mit ihm gestellt, weil man einen tapfern Mann
nicht in die Opposition treiben soll. Nun, die Indemnität
war ein Wort, die Sache blieb, wie sie war. Ich wußhte ja-
daß wir noch mit den Franzosen uns auseinanderzusetzen haben
würden, und mußte deshalb das Vertrauen der konstitutionellen
süddeutschen Staaten gewinnen. Der König wollte anfangs.
nicht daran. Soll ich vor die Leute hintreten und sagen:
ich habe Unrecht gehabt, verzeiht mir? Ich sagte: im Gegen-
teil, Eure Majestät sagen: ich habe Recht gehabt und das
sollt Ihr jetzt anerkennen. Er war aber zu wenig Jurist und
zu wenig Lateiner, um die Tragweite des Wortes Indemnität
ganz zu ermessen, und so hat er nachgegeben.“ Im Zu-
sammenhang damit bezeichnete Bismarck den 66iger Krieg als
„uUnsern ersten schlesischen Krieg.“ .
Jäger: „Dürfte man als unsern ersten schlesischen Krieg
nicht den schleswig-holsteinischen ansehen ? Unsern siebenjäh-
rigen haben wir doch wohl im Jahre 1866 gehabt, wenigstens
„Deutschen Stimmen“ vom 15. Oktober 1899, S. 421 . Die
Unterredung hat in einem Zimmer der oberen Saline in Kis-
singen stattgefunden — nur die Fürstin und Dr. Chrysander waren
zugegen. Das für die Unterredung angegebene Datum: Kis-
fingen, 13. Juni, kann nicht stimmen, da Bismarck erst am 29. Juli
dort eintraf.
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