— 244 —
unmittelbar vorher war die Lage ganz ähnlich. Sie, Durch-
laucht, hatten wie Friedrich der Große im Jahre 1756 alles
gegen sich.“
Bismarck: „Sie sagen, ich hätte alles gegen mich gehabt,
einen meinen Gegner haben Sie vergessen, den König. Der-
selbe war anfangs ganz gegen die Annezion, erst als er
Lauenburg erhielt,) bekam er Appetit. Er war ein ruhiger
Mann, hätte man ihn glimpflich behandelt, so wäre er nie
so ins Zeug gegangen.“ 4½
Bismarck erzählte dann von dem Ministerrat, der im
zweiten Band der „Gedanken und Erinnerungen“, Seite 8, ge-
schildert ist; der Kronprinz habe wiederholt mit dem Finger
an die Stirn gezeigt. „Er wollte andeuten, daß ich verrückt
geworden sei.“ Dann erzählte er die Zusammenkunft der
beiden Monarchen und ihrer Minister zu Schönbrunn vom
22. August 1864. „Ich setzte auseinander, inwiefern es für
Oesterreich vorteilhaft sei, uns in Schleswig-Holstein gewähren
zu lassen, die geographische Lage sei nun einmal für uns, und
Oesterreich könne dort nichts machen. Wäre es am andern
Ende, am adriatischen Meere, in Mailand, so könnte Oester-
reich annektieren und wir würden nichts dagegen haben. Dann
wandte sich der Kaiser Franz Josef an seinen Nachbar, den
König, mit der Frage: „Ja, willst du denn diese Lande
haben?“ Der König, etwas überrascht, antwortete nicht so-
gleich, worauf ich zum Kaiser sagte: „Ich bin Eurer Mojestät
sehr dankbar, daß Sie jetzt diese Frage an meinen Herrn
stellen, auf die er mir noch keine Antwort gegeben hat.“
Zwischenhinein sprach Bismarck über den Einfluß der Kö-
nigin Augusta: „die hat mir das Leben sauer gemacht — sie hat
mir das Leben sehr sauer gemacht — sie war eine sehr eifrige
Politikerin, sie pflegte mit dem König zu frühstücken und dabei
legte sie ihm aus Briefen und Zeitungsartikeln etwas nach ihrem
*) Durch den Vertrag von Gastein.