Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Sinn Zurechtgemachtes vor. — Sie sagen, ich hätte allen jenen 
Gegnern nichts entgegenzustellen gehabt, als die organisierte 
Staatsmacht Preußens. Die hatte nicht ich zur Verfügung, 
sondern der König.“ 
Beim Kaffee rügte Bismarck einen scharfen Ausdruck, 
den Prof. Jäger über die staatsmännische Befähigung des 
(Herzogs von Augustenburg gebraucht hatte. „Das dürfen 
Sie nicht sagen, er ist der Vater der Kaiserin. Nach Ihrer 
Darstellung hätte mich der Herzog bei unserer Unterredung 
vom 1. Juli 1864 gefragt, ob Preußen mit Oesterreich über 
jene Bedingungen, die man ihm stellte, einig sei. Das hat 
er nicht gesagt. Er sträubte sich hauptsächlich wegen des 
Kanals, dessen Ausgangspunkte wir befestigen wollten, und 
der Landabtretungen zu diesem Zweck: Das könnte ja eine 
Landabtretung von einer Quadratmeile sein. Jawohl er- 
widerte ich, auch von mehreren.“ Dann führte er das 
plattdeutsche Sprüchwort an, das er auch dem Herzog zu 
hören gegeben: „Wi hebbt dat Küken utbroedt, wi wöllt 
em nu ok den Hals afdreihen.“ 
Als Jäger im Laufe des Gesprächs bemerkte, daß Bis- 
marck wohl nicht häufig einen Mann aus den Lehrerkreisen 
bei sich sähe, nannte er einige Schulmänner, die er kenne: 
„Zuweilen kommt auch wohl eine Schule mit einem Lehrer 
zu mir, — wissen Sie, um das Rhinoceros zu sehen,“ fügte 
er mit guter Laune mit den Worten des Gellertschen Gedichtes 
hinzu.“) 
*) Im Anschluß an diese Mitteilungen schilderte Prof. Jäger 
noch den Gesamteindruck, den die Persönlichkeit Bismarcks auf 
ihn gemacht hatte. Vom Standpunkt des Historikers aus nehme 
Bismarck eine Mittelstellung zwischen Cromwell und Richelien 
ein; diesem letzteren gleiche er durch seine Fähigkeit, die Dinge 
ausschließlich auf ihren politischen Gehalt hin zu beurteilen, ohne 
sich den Blick durch Rücksichten auf nebensächliche Erwägungen 
trüben zu lassen; mit Cromwell habe er das hohe Vertrauen
	        
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