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bereit, noch heute Abend dorthin zu reisen, und ihm die Sache
vorzutragen.“
Bismarck: „Sie würden der guten Sache damit einen
großen Dienst erweisen.“)
Berlin, 2. Mai 1888.
Unterredung mit dem Deutsch-Amerikaner Karl
Schurz, betreffend die allgemeine Weltlage und
die Hauptmomente des politischen Lebens in
Amerika.“
Bismarck entrollte seinem Besucher ein Stück Weltgeschichte,
wie sich Schurz dasselbe großartiger nicht vorstellen konnte.
Im allgemeinen hatte Schurz den Eindruck, daß der Reichs-
kanzler durchaus friedliebend und friedenssicher sei. Wiederholt
*) An demselben Abend reiste Hohenthal nach Riva ab,
und es gelang ihm, den König zu bewegen, einen Brief an
den Kaiser (Friedrich) in dem gewünschten Sinne zu schreiben.
Nach wenigen Tagen war Hohenthal wieder in Berlin, und legte
Bismarck den noch unversiegelten Brief des Königs an den
Kaiser vor. Da ein Passus in dem Briefe den Wünschen Bis-
marcks nicht ganz entsprach, fragte er, ob der König es wohl
übelnehmen würde, wenn er gebeten würde, diesen Passus zu
ändern. Hohenthal übernahm es wieder, einen Versuch in dieser
Richtung zu machen, reiste nach einigen Tagen zu dem in-
zwischen von Riva zurückgekehrten König nach Villa Strehlen.
und erreichte es, daß der König den Brief unter Berücksichtigung
der von Bismarck gewünschten Aenderungen noch einmal ab-
schrieb. Das Schreiben gelangte noch an demselben Tage in
die Hände des Kaisers Friedrich. Der Erfolg ist bekannt: In
der mehrstündigen Unterredung, die die Kaiserin Friedrich am
Nachmittag des 30. April mit dem Fürsten Bismarck im Schlosse
Friedrichskron in Charlottenburg hatte, ließ sie den Heiratsplan
fallen, der Widerspruch Bismarcks hatte den Sieg davongetragen.
*) Ein Dementi von Karl Schurz in Betreff gewisser, Bis-
marck in den Mund gelegten Aeußerungen siehe „Westdeutsche
Zeitung“ Nr. 129 vom 5. Juni 1888.