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Friedrichsruh, Ende Januar 1894.
Unterredung mit dem Schriftsteller Mazimilian
Harden, betreffend Bismarcks Begräbnisplatz und
Leichenfeier.“
Bismarck (den Wagen vor dem Herrenhause halten lassend,
und mit der Krücke des Stockes auf den gegenüber liegenden
Hügel deutend): „Da, denke ich, werde ich mich einmal
mit meiner Frau begraben lassen. Ich hatte auch an Schön-
hausen gedacht; aber hier ists wohl paßlicher, denn in Schön-
hausen bin ich doch eigentlich schon lange ein Fremder.“
Als abends die altfränkische Oellampe freundlich brannte
und die kränkelnde Fürstin auf ihrem Sopha, neben Lenbachs
Meisterbild des alten Kaisers, eingenickt war, schlug der
Sinnende wieder auf das Thema an, verarbeitete es nach
seiner Weise und schien sich in humoristischer Ausmalung des
feierlichen Lärmes, der nach seinem Tode losbrechen würde,
nicht genug tun zu können.
Fürstin: „Aber, Ottochen, wie kannst du nur so traurige
Sachen reden!“
Bismarck: „Liebes Kind, gestorben muß einmal sein, trotz
Schweninger, und ich will wenigstens rechtzeitig dafür sorgen,
daß mit meinem Leichnam kein Unfug getrieben wird. Ich
möchte nicht, wie die Berliner sagen, eine schöne Leiche sein:
und eine von der bekannten Aufrichtigkeit, die heimlich „Uff!“
macht, inszenierte Trauerkomödie, so zwischen Vogelwiese und
Prozession, wäre so ziemlich das Einzige, was mich noch
schrecken könnte.“
Friedrichsruh, 18. Februar 1894.
Unterredung mit Berichterstattern über den bevor-
stehenden Kaiserbesuch.
Bismarck, der sich die Dekoration des Bahnhofes aus
Anlaß des bevorstehenden Kaiserbesuches besehen wollte, traf
») Maximilian Harden in der „Zukunft“ vom 6. August
1898; übernommen von den „Hamburger Nachrichten“ Nr. 181
vom 5. August 1898. A. A.