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vor dem Schlosse eine Anzahl Berichterstatter. „Meine
Herren, wenn Sie gekommen sind, um viel zu sehen, so werden
Sie ein schlechtes Geschäft machen. Se. Majestät der Kaiser
hat sich jeden Empfang verbeten und es soll die Umgebung
hier ganz abgesperrt werden. Ich glaube, daß 14 Gendarmen
kommandiert sind, Sie werden also fast die ganze Gendar—
merie des Bezirkes sehen. Die Dekoration, die Sie da
sehen, ist jedenfalls schon zu viel, es fragt sich noch, ob sie
nicht wieder abgerissen werden muß.“
Als die Herren bemerkten, daß es darum schade wäre,
erwiderte Bismarck: „Ja, es soll eben nichts gemacht werden.“
Darauf gab er den Berichterstattern selbst die folgenden In-
formationen. „Se. Majestät kommt um 5 Uhr 57 Minuten
an und gedenkt nach dem Programm um 9 Uhr abends
nach Wilhelmshaven wieder abzufahren. Der Kaiser wird
nicht am Stationsgebäude, sondern an dem Wege aussteigen,
der in unmittelbarer Nähe der Parkpforte das Bahngeleise
kreuzt. Bei den geplanten Absperrungen wird es also schwer
werden, viel zu sehen.“ Dann lüftete er die Mütze, ging
auf den Bahnhof zu, und unterhielt sich mit dem Stations-
vorsteher über das Arrangement des Schmuckes. Nachdem
von einem Ende bis zum anderen Alles in Augenschein ge-
nommen worden war, kehrte er um. Als er wieder an der
Gruppe der Berichterstatter vorüberkam, rief er ihnen zu:
„Das ist doch schön, nicht wahr?“ „Hoffentlich, Durchlaucht,
bleibt es stehen“, bemerkte einer der Herren. Bismarck: „Ja,
meine Herren, das ist Sache der Eisenbahndirektion, ich habe
hier nichts zu sagen.“)
Friedrichsruh, 19. Februar 1894.
Kaiser Wilhelm II. in Friedrichsruh.“
Es verlautete, daß eine politische Unterredung zwischen
dem Kaiser und Bismarck, ja auch nur eine unter vier Augen
*S Die „Post“ Nr. 50 vom 20. Februar 1894.
"*#) Friedrichsruh. Ende Februar 1894 erwartete Bis-