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Bismarck: „Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Frage,
mein Herr; ich befinde mich, Gott sei Dank, jetzt recht wohl
und munter; ein wenig Reißen im Gesicht, doch daran muß
man sich mit der Zeit gewöhnen. Wollen Sie sich nicht
bedecken, es weht heute Morgen hier ein ziemlich kühler Wind.“
Nunmehr brachte Franke sein Anliegen vor, betreffend
die Ueberreichung eines Gedenkblattes auf die sogenannte
Versöhnung Bismarcks mit dem Kaiser.
Bismarck: „Was ist das gleich für ein Bild?“
Franke: „Von den gelegentlich dieses Ereignisses bisher
erschienenen zweifellos das beste.“ (Folgte nähere Be-
schreibung.)
Bismarck: „Ach so, das ist es. — davon habe ich bereits
gehört. Das wird mir viel in der Tat eine
aroße . ... wirklich viel . . . Spaß machen; da danke
ich Ihnen bestens, mein Herr. Aber lassen Sie doch Ihre
Zigarre nicht ausgehen. Wo sagten Sie gleich, ist das Bild
erschienen?“
Franke: „Bei der Verlagsanstalt Bruckmann in München.“
Bismarck: „Sind dort nicht auch „Die Hohenzollern und
das deutsche Vaterland“ erschienen?“
Franke: „Jawohl.“
Bismarck: „Und dann kenne ich doch noch ein Werk,
das dort herausgegeben ist; das ist mir doch ganz enkfallen.
Können Sie mir da nicht auf den Damm helfen?“
Franke: „Durchlaucht meinen sicherlich die zeitgenössischen
Porträts von Professor von Lenbach!?“
Bismarck: „Stimmt, stimmt, da bin ich ja auch einige
Male vertreten.“
Franke: „Bis zum heutigen Tage ist die schönste und
wertvollste Erinnerung meines Lebens ein Handschreiben, das
ich vor zehn Jahren von Eurer Durchlaucht erhielt, da ich mich
zum 70. Geburtstage mit einem poetischen Glückwunsch ein-
stellte; daran werden Sie sich wohl kaum mehr erinnern!“