Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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hob er hervor, wie persönlich nahe ihm die Krankheit des 
Kaisers gehe. Schurz fand Bismarck gealtert. „Ja, ja, mein 
lieber Herr Schurz, die Jahre vor Siebzig sind denn doch 
die besten! Nachdem die Unterhaltung zwei Stunden lang 
gewährt hatte, führte er seinen Gast in den Park und setzte 
dort im Auf= und Abgehen das begonnene Gespräch fast eine 
Stunde lang fort. Er nahm jetzt Anlaß, sich von Schurz in 
kurzen Umrissen die Hauptmomente des politischen Lebens in 
den Vereinigten Staaten darlegen zu lassen, welche Deutsch- 
land rückwirkend in besonders naher Weise berührten: die 
Silberfrage und die Frage der Reform der amerikanischen 
Zollpolitik. Schurz fand, daß der Kanzler in beiden An- 
gelegenheiten außerordentlich au fait sei und Letzterer machte 
kein Hehl daraus, daß er den sich entwickelnden Phasen derselben 
die vollste Aufmerksamkeit widme. Im Laufe des Gesprächs 
bemerkte Bismarck apercu-artig: „Bei Euch da drüben mag 
ja die republikanische Regierungsform ihre Berechtigung 
haben, für uns aber ist eine kräftige, zielbewußte, honette, 
liberale Monarchie, — was wir hier unter liberal verstehen 
— noch immer vorzuziehen.“ 
Schurz war schon im Weggehen begriffen, als Bismarck ihm 
noch einmal zurief: „Ich rechne sicher darauf, Sie im Juni noch- 
mals zu sehen — nicht wahr, Herr Schurz?“ 
Charlottenburg, Mai 1888. 
Unterredung mit dem Kaiser Friedrich über die 
Verlängerung der Legislaturperioden. 
Bismarck: „Eure Majestät scheinen noch immer Bedenken 
zu tragen, Ihre Unterschrift unter die Gesetze zu setzen, welche 
die Verlängerung der Legislaturperiode von drei auf fünf 
Jahre im Reiche und in Preußen bezwecken. Im Reich ist der 
*) Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. II, 
Bd. 306.
	        
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