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ausgesprochen wurde, Gott möge dem Fürsten noch 10 Lebens-
jahre bei derselben Frische und Rüstigkeit bescheren, erwiderte
derselbe: „Ja, wer weiß! Es geht ein Tag nach dem andern
hin, und das sind jedesmal 24 Stunden. Nun, wie Gott
will!“
Friedrichsruh, 1. Juli 1894.
Gespräche mit Teilnehmern des in Hamburg
tagenden Journalisten= und Schriftstellertages.“
Biemarck (nach Entgegennahme der ihm dargebrachten
Huldigung") zu den Schriftstellern gewendet): „Es wird mir
eingewendet, die Aufgabe der Presse bestehe mitunter auck
in der Hemmung gewisser Kräfte. Wem sagen Sie das?
(Zu einem Thüringer, der sich als Sachse bezeichnete) Sachsen
ist eigentlich nur hier, wo man plattdeutsch spricht, aber Thü-
ringen ist auch nicht übel.“
Als er das Schriftstellerabzeichen erblickte, das einen Ritter
in kunstvoller Weise darstellte, fragte er, wo denn der Lindwurm
sei, und als man ihm darüber keine Auskunft geben konnte,
„Den kann man sich also beliebig denken.“
(Auf dem Wege zu seinem Hause erklärte er ausführlich die
ursprüngliche Anlage desselben, die aus einem einfachen Wirt-
schaftshause bestanden habe, dem nur zwei Seitenflügel an-
gebaut seien. „Ursprünglich habe ich immer geglaubt, nur
als Tourist hier zu wohnen, ich ahnte nicht, daß es dauernd
sein würde. Ich könnte das Ganze wohl umbauen, aber
in meinem Alter sieht man nur Kalk und Mörtel, nicht mehr
den Neubau.“
Als der Chefredakteur der „Münchner Allgemeinen Zei-
tung“ Petzet, Bismarck den besten aller Journalisten nannte,
ließ sich dieser auch das erwähnte Abzeichen während des
Schriftstellertages, den Ritter Georg in das Knopfloch stecken.
*) Cf. mein Werk: „Die Ansprachen des Fürsten Bismarck“,
Bd. l, S. 324.