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und legte ihm speziell den Entwurf der Ansprache vor, die
der Sprecher an den Altreichskanzler zu halten gedachte.
Bismarck war sich zwar des Opfers bewußt, welches er
seinen Besuchern zu bringen bereit war, er freute sich indessen
auf die zu erwartende Huldigung. Es befriedigte ihn, daß
die Deutschen in Posen endlich anfingen, sich auf eigene Füße
zu stellen und daß er in der an ihn zu richtenden Ansprache
aufgefordert werden sollte, persönlich in die Gestaltung der
nationalpolitischen Anschauungen der Provinz einzugreifen.
Die Gelegenheit zu einer derartigen politischen Aktivität tat
ihm wohl; es war für ihn eine angenehme Unterbrechung der
unfreiwilligen Muße, die ihn in den letzten Jahren so oft
drückte.
Varzin, Ende August 1894.
Unterredung mit dem Redakteur der „Pommer-=
chen Volksrundschau“ Karl Strecker, betreffend
Den Elbekanal, die Hafenverhältnisse der deutschen
Ostsee, Varzins Nehbestand, die Fürstin Bismarck."
Bismarck: „Sie haben sich aber schlechtes Wetter zum
Spazierengehen ausgesucht.“
Strecker stellte sich vor, und fügte hinzu, daß er mit
mehreren Herren aus Mecklenburg und Hamburg im Sommer
vorigen Jahres die Ehre gehabt habe, in Friedrichsruh zur
Frühstückstafel gezogen zu werden. Bismarck serinmerte sich,
und erkundigte sich, was die Ostseestädte östlich Lübecks zum
— erfuhr der Fürst von Herrn v. Hansemann, daß der Artikel
wie mehrere andere gleicher Tendenz von diesem herrührten. Die
Art, wie neben der Polenpolitik Caprivis auch dessen Handels-
politik in diesen Aufsätzen behandelt wurde, sagte dem Fürsten
durchaus zu; in vielen Gesprächen mit Herrn v. Hansemann gab
er seiner Zustimmung zu dessen Ansichten rückhaltlosen Ausdruck.
*) „Tägliche Rundschau“ Nr. 217 vom 16. September 1894.