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Gedächtnis: er wisse nicht einmal mehr, ob der Kaiser bei
seiner Einholung in Leipzig durch ihn (Biemarck) noch habe
sprechen können oder schon habe schreiben müssen. Dabei
wußte er aber noch genau: er sei in Maybachs Salonwagen
nach Leipzig gefahren, habe schlafen wollen, keine Ruhebank
gefunden, sich aber eine konstruiert, und beschrieb eingehend,
wie er das gemacht habe.
Friedrichsruh, 13. Januar 1895.
Unterredung mit dem Reichskanzler Fürsten Hohen-
lohe, betreffend Personalien und Politik.“
Auf einer Spazierfahrt im Schlitten sprachen Bismarck
und Hohenlohe von Miquel, Scholz, dem Komptabilitätsgesetz,
das er mißbilligte, dann von dem Vertrag mit Rußland,
den Caprivi nicht wieder erneuert habe, weil ihm die daraus
folgende Politik zu kompliziert gewesen sei. Die Schwierigkeit
von Hohenlohes Stellung lag nach Bismarcks Auffassung
in den unerwarteten Entscheidungen Seiner Mijestät.
Als Hohenlohe von der Uebernahme des Reichskanzler-
Postens sprach und sein Bedauern äußerte, daß er ihn hätte
annehmen müssen, meinte Bismarck es sei eine Ehrenpflicht
*) „Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe“. Bd. II.
S. 519. Nach den „Münchner Neuesten Nachrichten“ war Bismarck
über die Ausführung des von ihm angeregten Gedankens der
Altersversicherung, um die er sich seinerzeit nicht habe kümmern
können, erschrocken: „Die Altersversicherung möchte der Fürst in
dem Sinne gelöst wissen, daß jeder Deutsche, möge er sein Leben
in Arbeit oder Müßiggang zugebracht haben, ohne nähere Nach-
forschung der Vergangenheit, nach Erreichung vielleicht des
65. Lebensjahres (die Grenze könnte ja auch früher gezogen.
werden), vor der Not des Lebens geschützt würde. Die Mittel
hierzu könne nur eine Quelle bieten, an der er immer noch fest-
halte: das Tabaksmonopol.“ („Reichsbote“ Nr. 13 vom
16. Jänner 1895.