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gewesen, der Hohenlohe sich nicht habe entziehen können.
Eine Modifikation der Eisenbahntarife bezeichnete Bismarck
als das Mittel, um der Landwirtschaft aufzuhelfen. Beim
Abschiede bemerkte Bismarck, er wünsche Hohenlohe gute Er-
folge und Tapferkeit. «
Friedrichsruh, 24. Februar 1895.
Unterredung mit Jahnke, betreffend das Glück.
Gelegentlich eines Besuches in Friedrichsruh sagte, ange-
sichts der heiteren Stimmung und des in rüstiger Frische
erglänzenden Antlitzes des greisen Helden, einer der Gäste
zu Bismarck: „Durchlaucht sind doch ein glücklicher Mann.“
Bismarck: „Glücklich? Meine Herren, was nennen Sie
glücklich? — Ein glücklicher Mann bin ich selten gewesen.
Wenn ich die spärlichen Minuten wahren GElückes zusammen-
zähle, so kommen nicht mehr als vierundzwanzig Stunden
im ganzen heraus. Die GElücksempfindung dauert immer
nur Augenblicke, Minuten höchstens, dann ist sie verrauscht,
abgeschalt. So besinne ich mich auf Augenblicke, glücklich gewesen
zu sein, wie ich als Junge meinen ersten Hasen schoß, dann
ferner, als ich von meiner Johanna das Jawort erhielt, oder
wenn ich als Land= und Forstwirt meine Rieselwiesen und
meine jungen Waldkulturen gedeihen sah, da habe ich mich
gefreut, da bin ich oft glücklich gewesen. In der Politik,
meine Herren, meinen Sie, hätte ich Glück gehabt?
In der Politik gibt es für den, der sie treibt, wie ich sie
habe treiben müssen, kein Glück. Der Staatemann ist wie
ein Börsenspieler. Wenn der heute eine Million gewonnen
hat, und er denkt, sich darüber zu freuen, so kommt auch
schon die Sorge, wie er die gewonnenen Millionen zu weiteren
Spekulationen anlegen könne. So auch mit meinen Unter-
nehmungen! Wenn mir die eine gelungen, so mußte ich
gleich wieder darauf sinnen, wie der Erfolg festzuhalten und