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Friedrichsruh, 29. November 1895.
Ansprache an die Deputation der Berliner Ala-
demie der Künste.“
Bismarck nahm aus den Händen des Präsidenten Pro-
fessors von Ende die anläßlich seiner Ernennung zum Ehren-
mitgliede der Akademie gewidmete, vom Professor Geselschap
künstlerisch ausgeführte Adresse entgegen. Ende gedachte bei
der Ueberreichung der unsterblichen Verdienste Bismarcks um
Bismarck, möchtest Du uns bescheiden — bitte bald; denn nur
wen'ge Tage zählt unser kurzer Aufenthalt. — Fast wider Er-
warten erhielten die Damen am 21. Juni früh morgens ein
Schreiben von Dr. Chrysander, dessen Inhalt dahin lautete, daß
die drei Mädchen vom Rheine sich am selben Tage nach 4 Uhr
nachmittags in Friedrichsruh einfinden und bei dem Pförtner an-
melden möchten. Dieser würde nun alsdann sagen, ob des Fürsten
Gesundheitszustand eine Begrüßung erlaube. An Ort und Stelle
angelangt, ersuchte der Pförtner dieselben, etwas zu verweilen,
da der Fürst gleich ausfahre. Inzwischen hatten sich außer denselben
noch 35 bis 40 Personen vor dem Parke eingefunden. Als
Biemarck erschien, trat eine der Rheinländerinnen vor: „Unsere
Freude darüber ist unaussprechlich, daß wir das GElück haben,
den größten Mann unserer Zeit zu sehen. Möchten Sie diese Rosen
als Beweis unserer herzlichsten Verehrung hinnehmen mit unserem
Wunsche: Unser lieber Bismarck möge noch lange leben in stetem
Wohlergehen.“ «
Bismarck: „Sie sind vom Rheine? Ich habe dort eine
schöne Zeit meines Lebens verbracht, ich danke Ihnen für Ihre
Begrüßung!“
Ein mit dem eisernen Kreuz geschmückter alter Herr: „Darf
ich die Rosen ins Wasser stellen?'“ — „ZJa, und dann wollen
Sie sie auf mein Zimmer bringen. Wo haben Sie gestanden?“
Alter Herr: „Bei dem 6. Jägerbataillon zu Straßburg.“
Bismarck: „Ich danke Ihnen Allen für diese Begrüßung, leben
Sie wohl!“ („Düsseldorfer Neueste Nachrichten“, Beilage
Nr. 143, 1895.)
*) „„Berkiner Neueste Nachrichten“ Nr. 575 vom 1. De-
zember 1895.