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Friedrichsruh, 5. Mai 1896.
Unterredung mit Eugen Wolf, betreffend Bis-
marcks Gesundheit, die deutsche Flotte.“
Bismarck: „Geistig geht es mir noch recht gut, aber
körperlich, da hab ich's weg. Ich vertrage keinen kalten
Wind und keinen Regen mehr, ich kann nicht über zweihundert
Schritte gehen, ohne müde zu werden. Ja, ja, mit den
Kräften ist es vorbei.“
Als Wolf für eine Vermehrung unserer Schiffe eintrat,
meinte Bismarck: „Ja, ja, aber weniger Schlachtschiffe und
mehr Kreuzer; denn mit den ersteren kommen wir nicht hin.“
Friedrichsrudh, zirka 26. Mai 1896.
Unterredung mit der Cousine Hedwig v. Bis-
marck, betreffend Herrn v. Wedemeyer, Kinder-
geschichten.“
Die Unterredung nach Tisch lenkte sich auf den früheren
konservativen Abgeordneten v. Wedemeyer, der sich, durch
Herrn v. Diest-Daber veranlaßt, in irrige Ansichten über
Bismarcks Tun verstrickt hatte. Hedwig v. Bismarck, die
Wedemeyer nahe stand, konnte den wahren Sachverhalt dar-
stellen und Bismarck über die selbstlosen Absichten Wede-
meyers aufklären. Bismarck zum Schluß: „Das freut mich,
daß ich es höre. Den Mann habe ich lieb gehabt und
deshalb schmerzte es mich um so mehr, ihn unter meinen
Gegnern zu finden.“
An einem anderen Abend, als das Gespräch auf die
gemeinsame Kindheit kam, machte ihn die von der Cousine
—
) Eugen Wolf: „Vom Fürsten Bismarck und seinem Haus“,
S. 192.
*) „Erinnerungen aus dem Leben einer Fünfundneunzig-
jährigen von Hedwig v. Bismarck. Halle 1910. S. 216.