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Hedwig zitierte Aeußerung ihrer Mutter: „Was du nicht
von Torheiten weißt, das lernst du von Otto“, zwar herzlich
lachen, aber das Faktum wollte er nicht zugeben und meinte,
er sei ein viel zu gesitteter Knabe gewesen, als daß so etwas
hätte von ihm gesagt werden können; der Verführer sei ent-
schieden Bernhard, sein älterer Bruder gewesen. Das mußte
Hedwig bestreiten, denn Bernhard, um 5 Jahre älter als
beide, fühlte sich damals schon zu erwachsen, um sie, die
Sechsjährige, als Spielgenossin zu wählen.
Friedrichsruh, 25. Juni 1896.
Unterredung mit dem Bitzzekönig von China
Li-Hung-Chang, betreffend ein Mittel, um Chinas
Gedeihen zu fördern.“
Bismarck: „Ich fühle mich hoch geehrt, daß der Vizekönig
mir seinen Besuch abstattet; es ist mir eine große Freude,
den berühmtesten und größten Staatsmann Ihres Landes
hier zu sehen.“ «
Li: „Leider habe ich nicht einen so großen Erfolg bei
meinen Bestrebungen gehabt, wie Eure Durchlaucht in Deutsch-
land.“ ·
Bismarck: „Und wir haben doch Beide lange Zeit ein
großes Land unseren Herren regieren helfen.“
Li: „Ich habe leider bloß für China wirken können —
während Eure Durchlaucht für die ganze Welt Gutes getan
haben.“
Bismarck: „Sehr gütig. — Will der hohe Herr sich nicht
setzen?“" Während Li-Hung-Tschang im Nebensalon Platz
nahm, ließ sich Bismarck die Begleitung seines Gastes vor-
*) Die Fassung des obigen Gespräches weicht von dem in
meinem Werke: „Fürst Bismarck, Neue Tischgespräche und Inter-
views“, Bd. II, S. 294, ab. Cf. die „New-BYorker Staatszeitung“
Nr. 219 vom 6. Oktober 1898.