Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

Bismarck ein großes Verdienst an diesem welthistorischen Ver- 
trage gebühre, bemerkte dieser mit großem Nachdrucke: „Das 
ausschließliche Verdienst. Als ich von Wien nach Berlin mit 
dem unterfertigten Vertrags-Instrumente zurüdkehrte, war ich 
fest entschlossen, meine Demission zu geben, falls dieser mein 
Schritt nicht die Billigung des Kaisers gefunden hätte. Das 
Zustandekommen des österreichisch-deutschen Bündnisses und 
das Festhalten an demselben bildet den Grundzug meiner 
ganzen Politik.“ 
Berlin, 14. und 15. Juni 1888. 
Unterredung mit Professor Bardeleben, betreffend 
die Lebensdauer des Kaisers Friedrich.“ 
Bismarck (23 Stunden vor dem Ableben des Kaisers) 
„Wie lange wird der Kaiser wohl noch leben, können?“ 
Bardeleben: „Höchstens 24 Stunden.“ 
Bismarck: „Das glaube ich nicht, ich war eben bei dem 
Kranken, so sieht kein Sterbender aus, und ich habe doch schon 
viele Menschen sterben sehen.“ 
Bardeleben: „Ich doch wohl noch mehr,“ dachte der be- 
rühmte Chirurg und schwieg. Als tags darauf nach dem Tode 
des Kaisers Bismarck im Neuen Palais erschien, trat er sofort 
auf den Professor Bardeleben zu: „Zunächst, Herr Geheimrat, 
verzeihen Sie mein Unrecht, ich habe mich geirrt.“) 
*) Entnommen der Berliner Wochenschrift „Das Blau- 
buch.“ 
"#) Psychologisch ist es bemerkenswert, daß Bismarck in 
einem vielbewegten Augenblicke das vorherrschende Bedürfnis 
ernnpfand, seinen Irrtum ausdrücklich zu betonen. Es ist dies 
in gerechten Menschen der Drang nach dem Gleichgewichte, das 
mit dem Bekenntnisse eines Irrtums wieder hergestellt wird.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.