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Friedrichsruh, 1896.
Unterredung mit Frl. B. aus Lüheck, betreffend
verbotene Wege.“
Als die junge Dame Bismarck im Park von Friedrichsruh
begegnete wollte sie ihm die Hand küssen, was er sich per-
bat. „Nicht küssen — aber drücken. Haben Sie sich denn
auch den Park schon ordentlich angesehen?“
Frl. L.: „O ja, wir haben die herrlichen Anlagen, die
malerisch gelegene Mühle usw. bewundert, aber die schönsten
Wege waren uns immer verschlossen, weil dieselben als ver-
botene Wege auf einer Tafelinschrift bezeichnet waren.“
Bismarck (schalkhaft): „Bitte, sehen Sie sich überall um,
wo Sie wollen.. Fuüur Damen gibt es keine verbotenen
Wege. "““
Gespräche Bismarcks finden von jetzt ab immer spärlicher
den Weg in die Oeffentlichkeit. Es hängt dies damit zusammen,
daß infolge des sich verschlechternden Gesundheitszustandes des-
selben die Besucher immer mehr von Friedrichsruh zurückgehalten
wurden. Einigen Zeitungen gelang es indessen gleichwohl, ihre
Leser über die Auffassungen Bismarcks hinsichtlich der politischen
Fragen der Gegenwart auf dem Laufenden zu erhalten; in erster
Linie kamen in dieser Hinsicht die „Leipziger Neuesten Nachrichten“
in Betracht, welche z. B. in der Nummer 56 vom 25. Februar 1897
Informationen aus Friedrichsruh erhielten, die sich auf Kreta,
den Vorschlag einer Blockade im Piraeus, den verhinderten Zaren-
Lesuch in Friedrichsruh, die Hintermänner des Tauschprozesses
bezogen. “)
*) „Hannov. Courier“ vom 19. November 1905.
*.) Ich erwähne hier die Punkte, zumal auch Penzler a. a. O.,
Bd. VII, S. 238, den betreffenden Artikel vollständig aufgenommen
hat. Danach war Bismarck nach wie vor der Ansicht, daß es
nicht Sache Deutschlands sei, in Orientfragen als führende Macht
die Initiative zu ergreifen, sondern daß es dies anderen näher
beteiligten Mächten überlassen und sich nach deren Verhalten
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